Mittwoch, 11. März 2009

Staatsbankrott? Risikoaufschläge für Staatsanleihen auf Rekordhoch

Die Weltwirtschaft befindet sich synchron in einer schweren Rezession. Die USA, Euroland und Japan sind von der schlimmsten Krise seit der "Grossen Depression" (1929/30) gleichzeitig erfasst. Staaten wie die USA versuchen, mit milliardenschweren Programmen die Konjunktur zu beleben und die Nachfrage anzukurbeln. Die Geldspritzen bedeuten, dass die Bilanzsumme der Notenbanken anschwillt. Zugleich steigen Staatsschulden. Die Vermögenswerte nehmen ab. Je düsterer aber die Konjunkturaussichten werden, desto mehr verlangen Investoren nach Sicherheit.

Die Credit Default Swaps (CDS), die Prämien für Kreditausfallversicherungen schiessen deshalb durch die Decke. Für Österreich ist der Risikoaufschlag am CDS-Markt so hoch (264,1 Basispunkte), dass in Europa das Gespenst des Staatsbankrotts umgeht. Die Risikoaufschläge für 5jährige Kontrakte auf US-Treasuries sind am vergangenen Freitag erstmals auf 100 Basispunkte gestiegen. Damit liegen sie höher als die CDS auf Staatsanleihen aus Deutschland, Finnland und Norwegen. Die CDS-Spreads für amerikanische Staatsanleihen sind heute siebenmal höher als vor einem Jahr. Die Kosten der Absicherung einer Forderung von 10 Mio. Euro gegen den Ausfall von US-Treasuries kostet gegenwärtig 60% mehr als zu Beginn des Jahres. Der rasante Anstieg der Risikoprämien für Kreditabsicherungen (CDS) unterminieren die Hoffnungen auf eine Erholung der Kreditmärkte. Der CDS-Markt ist jedoch ein relatives neues Phänomen und neue Rekordstände sind daher nicht ungewöhnlich. Da die Risiken, die der Kreditmarktkrise zugrunde liegen, auf die Schultern der Staaten verlagert werden, ist es im besonderen nicht erstaunlich, dass das Länderrisiko in den Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit gerät. Die Regierungen sind derzeit die einzigen Marktteilnehmer, die Geld ausgeben, um die Nachfrage zu stimulieren. Folglich werden die Staatshaushalte belastet. Das Staatsdefizit in den USA wird auf 1'750 Mrd. $ geschätzt. Die Staatsschulden kletterten per Ende Januar 2009 auf 10'600 Mrd. $. Was geschieht nun? Werden die Defizite von den Zentralbanken monetesiert, besteht auf lange Sicht sicherlich eine Inflationsgefahr. Werden die Defizite über Schulden finanziert, steht das Länderrisiko im Mittelpunkt. Gemeint ist die Insolvenzfrage.

Die entscheidende Frage ist aber, ob und wie es möglich sein wird, die Liquidität rechtzeitig wieder abzuschöpfen. Die Rücknahme der Liquidität ist laut SNB technisch nicht schwierig. Denn der grösste Teil ist kurzfristig im Markt und hat per definitionem nur eine beschränkte Laufzeit. Der Interbankengeldmarkt ist ja bekanntlich zum Erliegen gekommen. Ohne die Notenbanken funktionieren heute die Geldmärkte sonst nicht. Die Zentralbanken können also die Bilanzsumme wieder reduzieren. Sie können die Anleihen, die sie angekauft haben, a) wieder verkaufen, b) bis zum Ende der Laufzeit halten und c) die Liquiditätsprogramme (wie z.B. TAF) einstellen.

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