Samstag, 14. November 2009

Contingent Convertible Bonds: Eine technokratische Hybris

Contingent Convertible Bonds sind der letzte Schrei in der Welt der optimistischen Technokraten in Washington und London, schreibt James Kwak, der in diesem Zusammenhang zum aktuellen Essay von Gillian Tett Stellung nimmt. Er sei skeptischer als Tett, betont Kwak. Der wesentliche Grund sei, dass das Contingent Capital wie jede Art von Eigenmittelanforderung voraussetze, dass wir im Voraus vorhersagen können, wie schlimm die Krise sein wird und damit, wie viel Kapital notwendig sein wird, um eine Bank vor dem Scheitern zu retten. Das bedeute, dass wir (a) in der Lage sein müssten, vorauszusagen, wie gross das „fat tail“ ist, basierend auf keinen Daten, und (b) wie Menschen in Panik geraten, und wie lange. Das scheint eine technokratische Hybris ersten Ranges zu sein, erklärt Kwak.

Warum ist aber die Idee des Contingent Capitals so beliebt? Selbst der Gesetzentwurf von Bill Dodd beinhaltet einen Abschnitt (107 (b) (1) (D)) dazu. Die Entscheidungsträger haben weltweit ein Jahr verbracht, über die TBTF-Problematik zu reden, aber bisher fast nichts Greifbares getan, um Kopfschmerzen darüber zu entfernen, klagt Frau Tett bekanntlich. Und sie fordert ein grenzüberschreitendes Abwicklungsverfahren. James Kwak ist aber auch davon nicht überzeugt. Würde die US-Regierung, wenn es hart auf hart kommt, auf die Befugnisse zurückgreifen, JPMorgan Chase und Goldman Sachs gegen ihren Willen aufzulösen?, fragt er, oder lässt sie eine internationale Organisation das tun? Das gilt für Kwak als schier unmöglich, wie die erhitzte aktuelle US-Debatte mit „Sozialismus“-Vorwürfen aus der rechten Ecke des politischen Spektrums über die Gesundheitsreform zeigt. Er sei sich aber mit Gillian Tett einig, warum das Contingent Capital plötzlich so beliebt wird. Die politischen Entscheidungsträger in Washington sind auf der Suche nach etwas, was ihnen ermöglicht, über die TBTF-Problematik den Sieg zu erklären, ohne die Banken zerschlagen zu müssen. Es gebe eigentlich, um es ehrlich zuzugeben, nur zwei Wahlmöglichkeiten: (1) Zerschlagung von Finanzinstitutionen, die „too big zu fail“ (TBTF: zu gross zum Scheitern) sind, und (2) Lass sie an ihrem Platz (denn Grossunternehmen brauchen Grossbanken, oder wie auch immer die andere unsinnige Begründung lautet) und gib zu, dass wir nichts unternehmen, um das TBTF-Problem zu lösen, so Kwak.

Keine Kommentare: