Donnerstag, 22. April 2010

Der sagenhafte Finanzzirkus: Verhöhnung des Volkes

Fabrice Tourre will (zusammen mit seinem Chef Llyod Blankfein) am 27. April im Senat vor dem ständigen Unterausschuss für Untersuchungen (Senat Permanent Subcommittee on Investigations) erscheinen, berichtet Bloomberg. Tourre, der sich selbst „fabulous“(d.h. sagenhaft) nennt, ist der im Zentrum der Betrugsvorwürfe gegen die Investment Goldman Sachs stehende Manager, der direkt angeklagt ist, wolle sich nächste Woche vor dem US-Senat verteidigen, so der Bericht. Der 31-jährige Banker war verantwortlich für das Produkt „ ABACUS 2007-AC1“, das gebündelt wurde, um später in den Händen von ahnungslosen Investoren verscherbelt zu werden. Nun meldet sich auch der Hedge Fonds Paulson & Co., der wegen seiner unrühmlichen Rolle als Abzocker in die Schlagzeilen geriet, zu Wort. Paulson, der nicht angeklagt ist, war der Auftraggeber von „ABACUS 2007-AC1“. Die synthetische CDO, die von Goldman auf Anfrage kreiert wurde, basiert nach der Darstellung der SEC auf einem Pool von hypothekenbesicherten Wertpapieren zweifelhafter Bonität. Paulson, der laut Anklageschrift an der Auswahl der 123 verbrieften Hypothekenkredite aktiv mitwirkte, hat gestern einen Brief (hat tip FT Alphaville) an Investoren geschickt.

Paulson & Co. sei transparent und offen über seine „bärische Sicht“ über den Hypothekenmarkt gewesen und ihre Wetten gegen ein kompliziertes Subprime-Hypothekenbesichertes Wertpapier haben kein Gesetz gebrochen, teilt der Hedge Fonds mit.

„Wir sind ein willkommener und ein begehrter Anbieter von Kapital für zahlreiche Banken, Versicherungen, Industrieunternehmen und Bildungseinrichtungen in den vergangenen 18 Monaten gewesen“, steht in dem Brief an die Investoren zu lesen. Weiter heisst es, dass „unser Kapital entscheidend ist, entweder Unternehmen vor dem Konkurs zu retten oder bei der Vermeidung von Konkurs zu helfen oder anderweitig zu helfen, Schulden abzubauen“.

Eine ausführliche Wortklauberei erübrigt sich derzeit aus vernünftigen Gründen. Die entscheidende Frage ist, welcher Wert bei diesem ABACUS-Deal für die Wirtschaft geschaffen wurde? Ergibt sich daraus ein Nutzen für die Gesellschaft? Steigt die Produktivität der Gesamtwirtschaft? Es ist aber unbestritten, dass es dabei hauptsächlich um gierige Wetten zwischen Spekulanten mit Leverage geht. Die Banken, die die Wirtschaft nicht mit Geld versorgen, rühmen sich danach, eine Eigenkapitalrendite von 25% erzielt zu haben. Das ist Verhöhnung des Volkes. Kreditderivate sind zerstörerisch. Warum bleibt dieser Markt unreguliert?

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