Mittwoch, 5. Mai 2010

Griechenland: Deflationsgefahr erschwert Umsetzung des Sparprogramms

Mit der Unterzeichnung des „Loan and Austerity Package“ hat sich Griechenland verpflichtet, rigoros zu sparen. Es verbleiben aber ernsthafte Fragen darüber, ob die tiefen Einschnitte in Löhne und Sozialleistungen im Lauf der Zeit nachhaltig sind. Vor allem erschwert Deflation Athens Weg, zu wachsen, schreibt NYT in einem lesenswerten Artikel. Einflussreiche Ökonomen befürchten, dass solche harte Massnahmen die Gefahr in sich bergen, den Patienten zu töten, selbst wenn sie die Intensität der Schmerzen sehen und zugleich eine ernste Warnung an andere EU-Mitgliedsländer senden wollen, berichtet die Zeitung. Die Arbeitslosigkeit dürfte wegen des negativen Wachstums weiter steigen und den Druck auf die Staatsausgaben erhöhen. Es wird für alle schwierig, die Schulden zu reduzieren. „Wie kann Griechenland aus seiner Schulden wachsen, wenn es Deflation“ gibt, fragt Jean-Paul Fitoussi, Professor für Wirtschaft am Institute d’Etudes Politiques in Paris. Deflation erhöht die Schuldenlast.


Verschuldungsnachhaltigkeit (Simulationstabelle), Graph : Courtesy of Daniele Antonucci, Morgan Stanley

Das Primärdefizit (Einnahmen minus Ausgaben, ohne Zinsen) Griechenlands beträgt derzeit minus 8,5% des BIP. Selbst ein totaler Zahlungsausfall würde das Land nicht von der Notwendigkeit retten, wilde Sparmassnahmen (fiscal austerity) zu ergreifen, schreibt Paul Krugman. Daraus folgt, dass eine Umschuldung nicht viel helfen würde, ist Nobelpreisträger überzeugt. Der einzige Weg, den Schmerzen für Griechenland ernsthaft zu mildern, ist, die Kosten der Sparmassnahmen zu reduzieren. Eine Abwertung würde es tun, wenn man es könnte, so Krugman. In diesem Zusammenhang darf an Argentinien im Jahre 2001 erinnert werden. Das lateinamerikanische Land hatte seine Währung Peso fest („pegging“) an den US-Dollar gekoppelt (Konvertibilitätsgesetz). Es war aus den gleichen Gründen, die für den Euro gelten, unumkehrbar. Das Gesetz aufzuheben, würde umfangreiche legislative Diskussionen erfordern. Und eine solche Diskussion würde zu einem Bank Run führen, erklärt Krugman. Es gab daher keine Möglichkeit, den festen Wechselkurs rückgängig zu machen. Doch Ende 2001 geriet Argentinien in ein Chaos. Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, wurden viele Notmassnahmen getroffen. Zum Beispiel: Strenge Beschränkungen für Bargeld-Abhebungen bei Banken. Eine unbeabsichtigte Folge war, dass das Argument „Bank Runs“ gegen eine Aussetzung des Konvertibilitätsgesetzes gegenstandslos wurde, hält Krugman fest.

Das griechische Anpassungsprogramm geht von einer Kontraktion der Wirtschaft um 4% im Jahre 2010 und um 2,6% im folgenden Jahr aus. Erst fürs Jahr 2012 rechnet die Regierung mit einem Wirtschaftswachstum um 1,0%. Angenommen: Griechenland hätte ein ausgeglichenes Primärbudget und das nominale BIP würde um 5% wachsen. Erst dann würde die Staatsquote (debt-to-GDP ratio) beginnen, abzunehmen. Und das alles unter der Voraussetzung, dass die Staatsverschuldung 115% des BIP beträgt und die Verzinsung 4,5% ist. Zugegeben handelt es sich dabei um milde Annahmen. Für andere Werte siehe dazu die Simulations-Tabelle von Daniele Antonucci von Morgan Stanley.

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