Donnerstag, 24. Juni 2010

Fiscal Austerity: Wenn tote Ideen neues Leben finden

WSJ berichtet, dass Paul Krugman in Deutschland einen grossen Wirbel mit seiner stechenden Kritik an Axel Weber in dieser Woche ausgelöst hat. Weber gilt als Nachfolger von Jean-Claude Trichet, dem EZB-Präsidenten. Trichets Amtszeit läuft im Oktober 2011 aus. Krugman, der an der Uni Princeton lehrt, hat in einem ausgezeichneten Interview („Axel Weber wäre ein Risiko für den Euro“) mit Handelsblatt der EZB geraten, deutlich flexibler und aggressiver zu werden. Der Wirtschaftsnobelpreisträger, der eine Kolumne für NYT schreibt und ein aktiver Blogger ist, hat ferner bemerkt, dass Axel Weber sich selbst gegen die moderaten Käufe von Staatsanleihen durch die EZB wehrt. Weber, der sich Sorgen über Inflation mache, wenn es keine Inflation gibt, sei eine Gefahr für das Schicksal des Euros.

Wolfgang Franz, der Chef der Wirtschaftsweisen hat in einem Gastbeitrag („Wie wäre es mit Fakten, Herr Krugman?“) im Handelsblatt mit fadenscheinigen Argumenten völlig aufgeregt auf Krugmans Plädoyer für mehr Konjunkturstimulanz reagiert:

„Wo nahm denn die Finanzkrise ihren Anfang? Welche Zentralbank hat denn eine viel zu expansive Geldpolitik betrieben? Welches Land beschritt sozialpolitische Irrwege, indem einkommensschwache Haushalte mit Hypothekendarlehen beglückt wurden, die sie nie und nimmer abbezahlen konnten? Wer hat denn im Jahr 2004 die Regulierungen zur Begrenzung des Schuldenhebels von Investmentbanken stark abgeschwächt und 2008 die Investmentbank Lehman Brothers zusammenbrechen lassen und damit den Gau auf den internationalen Finanzmärkten eingeleitet?“


Krugman bemerkt in seinem Blog („They Hate Me, ...“) , dass Franz grundlegende Tatsachen falsch präsentiert: „Nein, es war nicht der Staat, der die Kreditvergabe an Haushalte mit niedrigem Einkommen gefördert hat. Das ist eine Zombie-Lüge. Und es ist bezeichnend, dass deutsche Behörden davon nichts wissen“, so Krugman. Im Übrigen unterstütze Krugman das Argument für schwache Finanzregulierung in Amerika nicht. Aber es sei ein schlechtes Zeichen, dass die Deutschen immer noch denken, als ginge es um eine Krise made-in-America. „Die Wahrheit ist, dass die europäische Immobilienblase so gross oder grösser war als die amerikanische Housing-Bubble. Nicht in Deutschland, aber es waren deutsche Kapitalexporte, welche die Blasen in Spanien und in Irland gefüttert haben. Das war eine Nordatlantik-Krise, etwa gleich stark auf beiden Seiten des Ozeans“, hält Krugman fest. „Ja, Amerika hat gesündigt, so haben die anderen“, fügt Krugman hinzu. Die restriktive Geldpolitik, die Axel Weber der EZB verordnen wird, ist wahrscheinlich eine andere Sünde; eine, die Europa in eine düstere Zukunft von Stagnation und Deflation verdammen wird“, erklärt Krugman.

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