Sonntag, 20. Juni 2010

Schweizerische Nationalbank und Devisenreserven

Die Schweizerishe Nationalbank (SNB) hat im Sog der Finanzkrise unkonventionelle geldpolitische Massnahmen ergreifen müssen, um das Deflationsrisiko zu bekämpfen. Als Konsequenz der ausserordentlichen Geldpolitik hat sich die Bilanz der SNB (1) stark verlängert, d.h. sie ist angeschwollen, und (2) ihre Zusammensetzung hat sich deutlich verändert. Die Bilanzsumme hat im Mai 2010 auf das Dreifache auf rund 300 Mrd. CHF zugenommen. Die folgenden unkonventionellen Massnahmen, die getroffen wurden, um die monetären Bedingungen zu lockern, haben dazu geführt: (a) Längerfristige Repo-Geschäfte, (b) Devisenswaps, (c) Kauf von Anleihen privater inländischer Schuldner in CHF und (d) Devisenkäufe. Auf diese Weise wurde dem Bankensystem in grosser Menge Liquidität zugeführt. Die Devisenreserven der SNB haben sich von 95 Mrd. CHF im Dezember 2009 auf über 230 Mrd. CHF Ende Mai erhöht, wie Jean-Pierre Danthine am Donnerstag im Mediengespräch mitgeteilt hat. Die Devisenbestände der SNB bergen jedoch laut Philipp Hildebrand ein gewisses Klumpenrisiko.


Vom Liquiditätsdefizit zum Liquiditätsüberschuss, Graph: Jean-Pierre Danthine, SNB, June 2010

Die SNB betont zugleich, dass die geldpolitischen Überlegungen „prioritär“ bleiben. Was heisst das? Im gesamten Portfolio der SNB wurde seit Jahresbeginn kein Verlust verbucht. Warum? Dank Diversifikation. Die Anlagepolitik der SNB beruht nämlich auf drei Kriterien: (I) Sicherheit, (II) Liquidität und (III) Ertrag. Die Devisen, die die SNB am Markt gekauft hat, liegen nicht einfach in der "Kasse" der SNB herum. Die werden (i) in Wertpapiere angelegt, und zwar in liquide Wertpapiere von sehr guter Qualität. Warum? Weil die SNB eine hohe Widerstandsfähigkeit ihrer Bilanz anstrebt, wie Danthine betont. Die Devisenanlagen werden (ii) nicht nur in Euro gehalten, sondern z.B. auch in US-Dollar. Und es gibt auch Anlagen (iii) in Gold, wobei diese Anlagen eine besondere Risikoquelle darstellen. Es gilt desweiteren (iv) zu bemerken, dass allfällige Währungsverluste langfristig durch den Ertrag kompensiert werden. Obendrauf bildet die SNB (v) „beträchtliche“ Rückstellungen auf, um allfälligen zukünftigen Verlusten vorzubeugen. Das heisst, dass die SNB ihre Eigenkapital-Basis inzwischen weiter gestärkt hat.

Andererseits liegt es auf der Hand, dass dem Finanzsystem durch die unkonventionellen Massnahmen sehr viel Liquidität zugeführt wurde. Die SNB verfügt aber über die notwendigen Instrumente, um diese Liquidität abzubauen. Die Banken, die sich am Anfang der Krise bei der SNB Liquidität beschaffen mussten, um die Mindestreserveanforderungen zu erfüllen, verfügen heute über genügend Liquidität. Laut SNB ist indes aus dem anfänglichen Liquiditätsdefizit nach und nach ein Liquiditätsüberschuss geworden. Die SNB ist in der Lage mit Instrumenten wie SNB-Bills (langfristig) und Repo-Geschäfte (kurzfristig) die Liquidität von den Märkten wieder abzuschöpfen.

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