Sonntag, 13. Juni 2010

US-Dollar/Euro Wechselkurs und globales Gleichgewicht

Menzie Chinn befasst sich in einem interessanten Essay („Exchange Rate Angst and Rebalancing“) in Econbrowser mit den jüngsten Wechselkursbewegungen im Hinblick auf das globale Gleichgewicht der Wirtschaft. Die Euro-Abwertung hat Besorgnisse ausgelöst, dass die Bemühungen, die Weltwirtschaft ins Gleichgewicht zu bringen, zunehmend mit Gegenwind konfrontiert werden, bemerkt Chinn mit Hinweis auf Fred Bergsten und Tim Duy. Zudem bestehen Sorgen bereits im Hinblick auf das US-Handelsbilanzdefizit, das sich ausweitet, so Chinn. Er möchte jedoch jetzt nicht über die Schwierigkeiten zur Wiederherstellung des globalen Gleichgewichts (rebalancing) diskutieren. Es sei ohnehin eine schwierige Aufgabe gewesen, bevor die Probleme in der Euro-Zone aufgetaucht sind. Chinn legt vielmehr Wert darauf, die jüngsten Wechselkursentwicklungen in die richtige Perspektive zu setzen.


USD/EURO Wechselkurs (monatl. Durchschnitt), Graph: Courtesy of Menzie Chinn, Econbrowser, June 2010

Seine drei Beobachtungen sind: (1) Der Euro ist eine relativ kleine Komponente des handelsgewichteten US-Dollar-Wechselkurses, (2) Die Persistenz von Wechselkursbewegungen ist wichtig, was die Bestimmung der Auswirkungen auf Handelsströme betrifft und (3) Rebalancing (Wiederherstellung des Gleichgewichts) wurde niemals allein von der Wiederausrichtung der Wechselkurse bewirkt.

Der Euro ist seit Ende des vergangenen Jahres sprunghaft gesunken. Am 4. Juni lag der Wechselkurs USD/EURO bei 1,20. Terminkurse implizieren keine Änderung. Die Deutsche Bank erwartet eine Stärkung des Euros gegenüber dem US-Dollar auf 1,35 USD/EURO innert eines Jahres, so Chinn. Das ist aber nur eine Prognose. Angesichts der Unsicherheiten in Bezug auf die Lösung der fiskalischen Probleme in der Euro-Zone gibt es wenig Spielraum, zu viel Glauben an diese Prognose zu schenken, erklärt Chinn weiter. Trotz der Euro-Abwertung hat der US-Dollar aber viel weniger Bewegung auf realer, handelsgewichteter Basis gezeigt, betont Wirtschaftsprofessor an der University of Wisconsin, Madison. Die Deutsche Bank prognostiziert eine 10%ige Abwertung des handelsgewichteten US-Dollar-Wechselkurses in einem Jahr. Darüber hinaus sei der reale, handelsgewichtete Euro-Wechselkurs nicht besonders schwach im historischen Vergleich. Der chinesische Yuan, interessant genug, verlaufe ziemlich nahe an einer Trendlinie aus 2005 (Juli) bis 2010 (April). Was nicht heisst, dass es im Gleichgewicht ist oder das mehr Aufwertung keinen heilsamen Effekt auf die Chinesen und die globale Wirtschaft hätte, so Chinn.

Fazit: Chinn verweist aufgrund seiner aktuellen Research-Arbeit darauf, dass die Auswirkungen der Wechselkursbewegungen, ökonometrische Modelle zugrunde gelegt, auf die Handelsströme ziemlich gering sind und die Preiselastizitäten selten mehr als 0,5 auf lange Sicht (kurzfristig kann es viel anders ausfallen) betragen. Das unterstreiche den Punkt, dass Wachstumseffekte und die Auswirkungen der BIP-Komponente in Sachen Rebalancing von vergleichbarer Bedeutung wie relative Preisveränderungen via Wechselkurse sein dürften. Das sei fast eine Ketzerei für Makroökonomen für offene Volkswirtschaften, aber es sei so, bemerkt er. „Was wir brauchen, ist: mehr Ersparnisse seitens Verbraucher in den USA, einen höheren Konsum-Anteil am BIP in China und in anderen Überschussländern (wie z.B. Deutschland, Japan)“, erklärt Chinn. Die fiskalischen Sparmassnahmen in der Euro-Zone werden jedoch die Wiederherstellung des globalen Gleichgewichts (rebalancing) viel schwieriger als sonst gestalten, zumindest in kurzer Frist.

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