Donnerstag, 16. September 2010

Brady Bonds statt Bankenrettungspakete

Die Krise im Euroraum ist nicht vorbei. Das alles wieder unter Kontrolle sei, entspreche keineswegs den Tatsachen. Das Risiko eines staatlichen Zahlungsausfalls für Irland, Griechenland und Portugal ist höher denn je, schreiben Simon Johnson und Peter Boone in einem lesenswerten Essay („Brady Bonds For the Eurozone“) in  Project Syndicate. Die Märkte meinen heute, dass Griechenland mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% in den nächsten fünf Jahren in Zahlungsverzug gerät. Die Wahrscheinlichkeit für Irland beträgt aus demselben Grund 25%. Die EZB ist heute durch den Kauf irischer Staatsanleihen Irlands grösster Kreditgeber, heben die Autoren hervor. Irland hat bisher mehr EZB-Mittel erhalten als Griechenland. Die Gegenleistung für das billige EZB-Geld ist, dass die irische Regierung die europäischen Gläubiger schützen muss, argumentieren Johnson und Boone. Die Stabilität des europäischen Finanzsystems ist an das Überleben der insolventen Banken gebunden, so die beiden Ökonomen.

Es gibt eine bessere Lösung als massive Bankenrettungspakete, erklären Johnson, der ehem. IWF-Chefökonom und Boone, der Vorsitzende des Programms Effective Intervention an der London School of Economics. Sie schlagen die Einfühung von Brady Bonds (genannt nach dem damaligen US-Finanzminister Nicholas Brady) vor. Die Geschäftsbanken aus den USA hatten in den 1970er Jahren zu viel Geld an Lateinamerika verliehen. Die Banken bekamen die Möglichkeit, ihre Forderungen gegenüber insolventen lateinamerikanischen Ländern mit sog. Brady Bonds (Niedrigkuponanleihen mit langer Laufzeit) umzuschulden, die mit US-Staatsanleihen besichert waren. Die Banken konnten die Schulden aufgrund der guten Sicherheit zum Nennwert in ihren Bilanzen verbuchen, erläutern die Autoren. „Gleichzeitig verringerten sich durch die Umschuldung die Zahlungsverpflichtungen der notleidenden Länder, was es ihnen ermöglichte, wieder auf die Beine zu kommen“, so Johnson und Boone. Europa könnte diesen Weg einschlagen, anstatt neue Schulden anzuhäufen, raten die Autoren.



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