Montag, 13. September 2010

Warum China amerikanische und japanische Staatsanleihen kauft

Paul Krugman macht in seiner lesenswerten Montagskolumne („China, Japan, America") in NYT darauf aufmerksam, dass Japans Finanzminister letzte Woche erklärt hat, dass er und seine Kollegen mit China über die chinesischen Käufe von japanischen Staatsanleihen reden wollten. Das japanische Finanzministerium will dadurch China davon abhalten, weiterhin Japans Staatspapiere zu kaufen. In diesem Zusammenhang erinnert Krugman daran, dass amerikanische Senior Politiker sich wiederholt geweigert haben, gegen Chinas Währungsmanipulation etwas zu unternehmen, zum Teil aus Angst, dass die Chinesen nicht mehr US-Staatsanleihen kaufen würden. Der chinesische Kauf von US-Treasury Bonds hilft aber Amerika nicht, sondern schadet, erklärt der Nobelpreisträger. „Wenn die Diskussion über die chinesische Währungspolitik verwirrend erscheint, ist es nur, weil viele Leute mit der einfachen Realität nicht konfrontiert werden wollen, dass nämlich China seine Währung bewusst künstlich schwach hält“, legt Krugman dar.

Auch die Folgen dieser Politik ist einfach: China besteuert Einfuhren, während es Ausfuhren subventioniert. Daraus resultiert ein riesiger Handelsbilanzüberschuss. Und in einer depressiven Weltwirtschaft beraubt jedes Land, das künstlich einen Handelsbilanzüberschuss führt, anderen Ländern den dringend benötigten Umsatz und die Beschäftigung, so Krugman. Was soll jetzt getan werden? US-Beamte haben mit ihren chinesischen Kollegen erörtert, dass eine stärkere Währung in Chinas eigenem Interesse ist. Zu Recht. Eine unterbewertete Währung fördert die Inflation und untergräbt die Reallöhne der chinesischen Arbeitnehmer und vergeudet Chinas Ressourcen. Während aber die Währungsmanipulation schlecht für China als Ganzes ist, ist es gut für politisch einflussreiche chinesische Unternehmen. Viele davon sind im staatlichen Besitz. Und so geht die Währungsmanipulation weiter, erläutert Krugman. Natürlich passiert diesbezüglich nichts Neues, es sei denn, die USA zeigen, dass sie bereit sind, zu tun, was normalerweise zu tun ist: Verhängung von vorübergehenden Zollgebühren. Warum werden aber solche Massnahmen nicht getroffen? Eine Antwort ist laut Krugman die Angst, dass die Chinesen aufhören würden, US-Staatsanleihen zu kaufen. Die Angst ist aber völlig fehl am Platz, hält Krugman fest. In einer Welt, die von überschüssigen Ersparnissen (excess savings) überflutet ist, brauchen die USA Chinas Geld nicht, erklärt Krugman, weil die Fed die Anleihen, die China verkaufen würde, kaufen könnte und sollte.

Es ist wahr, dass der Dollar sich dann abwerten würde, wenn China beschliessen sollte, seinen Bestand an US-Staatsanleihen abzubauen. Das würde aber der US-Wirtschaft helfen, weil es amerikanische Ausfuhren wettbewerbsfähiger machen würde, argumentiert Krugman weiter. „Fragen Sie Japaner, die China stoppen wollen, weiterhin japanische Staatspapiere zu kaufen, weil der Yen sich auf diese Weise aufwertet“, was auf japanischen Exporten lastet, so Krugman. Abgesehen von ungerechtfertigen Ängsten in finanzieller Hinsicht gibt es eine weitere Ursache für die amerikanische Passivität: Unternehmen befürchten Chinas Vergeltung. Die Frage ist aber, ob US-Politiker sich von finanziellen Phantomen beängstigen und von Unternehmen einschüchtern lassen wollen. Werden sie angesichts der chinesischen Politik, die zu Lasten sowohl der chinesischen als auch der amerikanischen Arbeitnehmer geht, weiterhin nichts tun? Oder wollen sie endlich handeln?, schlussfolgert Krugman. 

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