Mittwoch, 22. Dezember 2010

Repo 105 kommt nun vor Gericht

Die anhaltende Finanzkrise hatte am 15. September 2008 mit dem Insolvenzantrag der US-Investmentbank Lehman Brothers ihren Höhepunkt erreicht. Das WSJ hat am Montag davon berichtet. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo hat gestern zwei Jahre nach der Lehman-Pleite eine zivilrechtliche Anklage gegen Ernst & Young (E&Y) wegen Mithilfe zur Versteckung von finanziellen Problemen erhohen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat zwischen 2001 und 2008 eine saubere Buchführung bescheinigt.

Mit dem Bilanz-Trick namens „Repo 105-Geschäfte“ hat die inzwischen pleitegegangene Investmentbank den Verschuldungsgrad der Bank verschleiert. Die Repo 105 Transaktionen sorgten dafür, bis zu 50 Mrd. $ an Verpflichtungen kurzzeitig durch vermeintliche Verkäufe von Vermögenswerten verschwinden zu lassen.

In der Anklageschrift steht zu lesen, dass E&Y Lehman Brothers im Wesentlichen unterstützt habe, sich für einen massiven Bilanzbetrug zu engagieren, mit der Folge zig Millarden Dollar an Wertpapieren von Lehmans Bilanz heimlich zu entfernen, um einen falschen Eindruck von Lehmans Liquidität zu hinterlassen, wobei der Betrug zu Lasten der investierenden Öffentlichkeit gegangen ist.

Die „Repo 105“ genannten Transaktionen, ausgebrütet im Jahre 2001, haben Lehman erlaubt, zig Milliarden Dollar an hochliquiden festverzinslichen Wertschriften bei den europäischen Banken mit dem alleinigen Ziel, um den Verschuldungsgrad der Lehman-Bilanz zu reduzieren, zu parken und ein falsches Bild über eine wichtige Kennzahl für Investoren, Aktienanalysten, Kreditgeber und andere Beteiligten von Lehman zu malen.

Die „Repo 105“ Transaktionen beinhalten nichts anderes als die Übertragung von Lehmans investment-grade Wertschriften im Gegenzug für Cash, was Lehman dann verwendet hat, um Schulden abzubauen, stillschweigend voraussetzend, dass Lehman dieselben Wertschriften von den Banken innerhalb kürzester Zeit wieder zurückkauft (repurchase, d.h. repo), öfters nur in ein paar Tagen, im Gegenzug für eine bessere Bilanz-Metrik.

E&Y habe „Repo 105“ von Lehman nicht nur genehmigt, sondern die Politik von Lehman konsequent unterstützt und Lehman geraten, dass sie den Vorteil einer technischen Buchführungsregel nutzen könnte, bekannt als FAS 140, um diese Repo 105 Transaktionen, welche in Wirklichkeit kurzfristige Finanzierungen waren, als „Umsatz“ (sales) zu behandeln, was Lehman befähigte, die Wertschriften aus dem Bestand ihres Jahresabschlusses zu entfernen, bis sie wieder zurückgekauft wurden.

Cuomo fordert nun (1) 150 Mio. $ an Gebühren zurück, die die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für die Prüfung der Lehman-Bücher von 2001 bis Gegenwart kassiert hat. Zudem will Cuomo (2) wegen betrügerischen und irreführenden Handlungen Schadenersatz für Investoren.

Fazit: Warum gibt es keine „Checks and Balances“ für die Finanzmärkte? Wird das wirtschaftliche Leben  nicht entfinanziert, bleiben Normalbürger ungeschützt.

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