Sonntag, 26. Dezember 2010

Stimulierung ohne mehr Schulden: Balanced Budget-Theorem

Das Steuerpaket in Höhe von 858 Mrd. $, welches im vergangenen Monat geschnürt wurde, liefert einige Stimulanz für unsere kränkelnde Wirtschaft, bemerkt Robert Shiller in einem lesenswerten Essay („Stimulus, Without More Debt“) in NYT am Sonntag. Mit der Arbeitslosenquote um 9,8% ist sicherlich noch mehr Stimulierung notwendig, obwohl deficit spendig keine tragfähige Option darstellt. Stattdessen werden wir wahrscheinlich einen grossen Streit über steigende Staatsverschuldung und Druck auf Stornierung der Stimulanz erleben, argumentiert der an der Yale University lehrende Wirtschaftsprofessor. In diesem Zusammenhang gibt es einige gute Nachrichten: Wir brauchen uns nicht mehr zu verschulden, um die Wirtschaft anzukurbeln: Ein Konzept bekannt als das „balanced-budget mulitiplier theorem“ besagt, dass das Volkseinkommen im Einklang mit dem Anstieg der Staatsausgaben für Waren und Dienstleistungen steigt, Dollar um Dollar, wenn der Anstieg der Ausgaben der öffentlichen Hand mit einer Steuererhöhung abgestimmt wird.

Die Begründung ist ganz einfach: Im Durchschnitt steigen die Einkommen der Menschen vor Steuern, weil die Aktivitäten von Unternehmen durch die Staatsausgaben direkt generiert werden, erklärt Shiller. Wenn der Anstieg des Einkommens mit dem Zuwachs an Steuern übereinstimmt, haben, verfügen die Menschen über dasgleiche Einkommen, bevor und danach. Es gibt also keinen Grund für die Menschen, als eine Gruppe, ihr wirtschaftliches Verhalten zu ändern. Aber das Volkseinkommen erhöht sich in Höhe der Staatsausgaben und die Beschäftigungsmöglichkeiten vermehren sich im Verhältnis.

John Maynard Keynes hat betont, dass der deficit-spending-Multiplikator grösser als 1 war, weil das Einkommen, welches durch deficit-spending erzeugt wird, auch eine zweite und dritte Runde der Ausgaben induziert. Im Gegensatz dazu sagt die balanced-budget-Theorie  aus, dass es keine extra Runde der Ausgaben gibt, d.h., dass der Multiplikator gleich 1,0 ist. Aber es genügt manchmal. Die Menschen haben wieder Arbeit: Ende der Geschichte. Welche Art von Arbeit? Bau von Autobahnen und die Verbesserung der Schulen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Derzeit könnten aber politische Probleme es erschweren, einen balanced-budget-Multiplikator zu verwenden, um die Arbeitslosigkeit zu reduzieren, legt Shiller weiter dar. Die Menschen erfahren zufällig, dass die Vorteile des Plans überproportional einer Minderheit zugute kommen, während die meisten Kosten durch die Mehrheit, die einen Job hat, getragen werden.

Ein weiteres Problem ist, dass der Einsatz von balanced-budget Stimulierung Steuererhöhungen erfordert. Und wie wir alle wissen, sind die Wähler heute, was die Worte Steuererhöhung betrifft, sehr sensibel, erläutert Shiller. Es ist aber denkbar, dass ein effektiver Fall für ein neues Konjunkturpaket in Zukunft gemacht wird, argumentiert Shiller, wenn mehr Menschen begreifen, dass eine ein paar jährige Steuer- und Ausgabenerhöhung die schwache Wirtschaft ankurbeln und Vorteile wie bessere Autobahmen und Schulen liefern könnte, ohne die Staatsverschuldung zu erhöhen, schlussfolgert Shiller.

„Das ist eine zweitbeste Lösung, welche einen negativen Schock mit einem grossen positiven Schock produziert: netto ein viel kleinere positive Auswirkung auf die Wirtschaft“, fügt Mark Thoma hinzu. Es wäre besser, einen grossen positiven Schock zu haben, d.h. Stimulierung, während die Wirtschaft um eine Erholung ringt und sich den negativen Schock zu ersparen, für eine Zeit, wenn die Wirtschaft überhitzt ist und einen negativen Schocks notwendig ist, erklärt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor. Da der Kongress jedoch wenig Glaubwürdigkeit hat, gibt es keine Garantie dafür, dass ein positiver Schock später durch eine Steuererhöhung oder Ausgabenkürzungen ausgeglichen wird, so Thoma als Fazit.

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