Freitag, 21. Januar 2011

Mehr Boni als Gewinn

Die US-Grossbank Goldman Sachs hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von 8,35 Mrd. $ (13,18$ je Aktie) erzielt. Das bedeutet einen Rückgang um 38% gegenüber dem Jahr 2009. Die Einnahmen sind in der Vergleichsperiode um 13% auf 39 Mrd. $ gefallen. Die Mitarbeiter dürfen sich aber auf die Vergütung freuen. Im Schnitt bekommt jeder Beschäftigte 430'000 US-Dollar an Boni. Die Summe der Entschädigung der Mitarbeiter liegt mit 15,38 Mrd. $ deutlich höher als der Jahresgewinn der Bank. Dicke Vergütungen für die Mitarbeiter sowie hohe Dividenden für die Aktionäre helfen Banken, übermässigen Fremdkapitaleinsatz (excessive leverage) zu rechtfertigen. „Hätten die Banken einen Teil der Dividenden zurückbehalten, die sie in den Jahren 2007 und 2008 ausgezahlt haben, wäre wesentlich weniger staatliche Unterstützung im Rahmen des TARP (Trouble Asset Relief Program) erforderlich gewesen“, schreibt Anat Admati in einem lesenswerten Essay („Dividends can wait until banks are stronger“) in FT. Eine typische Bank finanziert heute 95% ihrer Investitionen mit Fremdkapital und weniger als 5% davon mit Eigenkapital. Ein kleiner Einbruch im Wert von Aktiva (assets) kann zu einem Stress und einer möglichen Insolvenz führen. Der wütende Schuldenabbauprozess (de-leveraging) hat gezeigt, wie stark fremdfinanzierte und vernetzte (interconnected) Banken eine Krise auslösen können, argumentiert die an der Standford University lehrende Wirtschaftsprofessorin.

Ein an der Börse kotiertes nicht-finanz-Unternehmen finanziert sich heute im Durchschnitt mit 70% Eigenkapital. Viele erfolgreiche Unternehmen wie Apple, GAP und Yahoo sind zu 100% mit Eigenkapital gedeckt, legt Admati dar. Angesichts der Intermediation-Funktion, die die Banken ausüben, ist es nicht zu erwarten, dass die Banken sich vollständig mit Eigenkapital finanzieren, aber es gibt keinen zwingenden Grund, warum sie sich auf so wenig Eigenkapital stützen sollen, beschreibt Admati weiter: „Unser Finanzsystem würde besser funktionieren, wenn die Banken sich mit 15% oder sogar 30% Eigenkapital finanzieren würden“.

Die Basel-III Reformen legen das Minimum an Eigenkapital zwischen 4,5% bis 7,0% im Hinblick auf die risikogewichteten Aktiva (risiko weighted assets) einer Bank fest, welche wesentlich geringer sind als die gesamten Aktiva der meisten Banken. Die Basel III Regel setzen zudem das Verhältnis des Eigenkapitals zum Gesamtvermögen auf Minimum 3% fest. „Die Eigenkapitalanforderungen sind gefährlich niedrig. Eine wesentliche Erhöhung würde bei geringen sozialen Kosten einen hohen Nutzen für die gesamte Wirtschaft bringen“, schildert Admati.

Fazit: „Wenn die Banken die Aktionäre nicht bezahlen und keine wertvollen Kredite mit dem „surplus capital“ vergeben würden, könnten sie die Schulden aufgeben oder in marktfähige Wertpapiere investieren und angemessene Erträge erzielen. Was auch die Banken noch tun, ausser Gelder in Vergünstigungen zu verschwenden, würde die Gefährlichkeit ihrer Fremdverschuldung reduziert und die Gewinne würden noch Aktionären gehören. Die Aktionäre können sich durch den Verkauf einen Teil ihrer Aktien Bargeld beschaffen“, fasst Admati zusammen.

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