Montag, 23. Mai 2011

Angst vor Inflation

Anzeigen, die vor inflationärem Verhalten warnen, waren während des Zweiten Weltkriegs häufig, bemerkt Tim Duy in seinem Blog. Der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor verweist auf die folgende Abbildung.

Dies ist eine einfache Beschreibung einer Lohn-Preis Spirale (wage-price spiral), etwas, was eine reale Bedrohung darstellte, als massive Ressourcen durch Kriegsanstrengungen gesteuert wurden, erklärt Duy. Einige Fed-Vertreter scheinen zu glauben, dass diese Bedrohung auch heute real ist wie damals. Mark Thoma deutet vor diesem Hintergrund in seinem Blog auf einen Artikel in WSJ hin, wie Kathleen Madigan die FOMC Minutes liest und was sie daraus schliesst.


Fed Werbeplakate während des Zweiten Weltkriegs, Graph: Federal Reserve via Prof. Tim Duy

„Unerwartete Gewinne für Rohstoffhersteller; kein Problem. Grössere Gehaltschecks für US-Arbeitnehmer; warten Sie mal“. Das ist eine Lesung des FOMC-Protokolls vom 26./27. April, bemerkt Madigan. Die Strategie macht aus einem ökonomischen Standpunkt Sinn, aber sie birgt Risiken, was die politischen und Wachstumsfronten betrifft, kommentiert sie.

Das äusserste Ende dieser Ängste lassen sich in einem Interview von Thomas Hoenig, dem Kansas City Fed-Präsidenten mit The Washington Post finden.

Die Frage: „Ein Ort, wo keine Inflation vorhanden ist, sind Löhne. Können wir wirklich Inflation haben, ohne Lohnzuwächse?“

Die Antwort: „Zunächst nicht. Aber die Menschen verlieren reale Kaufkraft und sie werden nun aufgrund dieser Veränderungen verhandeln wollen. Die Menschen werden die verlorengegangene Kaufkraft zurückfordern. Sie werden sagen: Preise steigen. Wir verdienen es, mehr Lohn zu bekommen. Wir sehen es jetzt schon in einigen Umfragen. Die Unternehmen teilen uns mit: Ja, wir hatten eine Nullrunde vor 1,5 Jahren. Aber wir haben nun Aufholbedarf. Wir wollen sicherstellen, dass unsere gute Mitarbeiter nicht davon laufen“.

Jede wesentliche Lohnerhöhung im aktuellen Umfeld scheint sektorspezifisch. Es zeigt sich sicher nicht in den aggregierten Daten, hebt Duy hervor. Hoenig scheint, sagen zu wollen, als ob er sich eine rückläufige Tendenz für Löhne wünschen würde. M.a.W. erwartet Hoenig, dass die Rezession in einem dauerhaft niedrigeren Lebensstandard erfolgt als es sonst der Fall gewesen wäre, argumentiert Duy.

Wenn das Wachstum der Lohnstückkosten eingeschränkt bleibt, wird die Fed zögern, die Geldpolitik zu straffen, wie die überragende wirtschaftliche Realität nahelegt. William Dudley, New York Fed-Präsident beschreibt es so, dass die Erholung der Wirtschaft moderat bleibt und wir noch einen beträchtlichen Weg zu gehen haben, um unser doppeltes Mandat „Vollbeschäftigung“ und „Preisstabilität“ zu erfüllen.

Das heisst, dass es eine Überlegung wert ist, dass auch Fed-Tauben wahrscheinlich die Finger jucken, den Abzug zu betätigen, wenn es um die Straffung der Geldpolitik geht, legt Duy dar. Die Fed-Mitglieder sind bereit, angesichts der fehlenden Durchleitung der Löhne den geldpolitischen Kurs beizubehalten. Aber Duy kann sich vorstellen, dass sich das schnell ändert, wenn sich der geringste Hauch von steigenden Lohnstückkosten andeutet.

Womit das Thema eigentlich interessanter wird: Bereits im Jahr 2009 hatte Spencer von Angry Bear festgestellt, dass der Anteil der Arbeit-Zahlungen am BIP in den USA seit den frühen 1980er Jahren rückläufig ist.

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