Freitag, 20. Mai 2011

Drängt die EZB Griechenland aus der Eurozone?

Würde Griechenland seine Staatsschulden umstrukturieren, würde die EZB seine Anleihen nicht mehr als Sicherheit (collateral) annehmen, hat Jürgen Stark, Mitglied des Direktoriums der EZB am Mittwoch laut FT Alphaville gesagt.

Wow! Das ist eine waghalsige Politik. Denn es handelt sich dabei um Operationen, was die Liquidität betreffen, die sich in den letzten Monaten als Lebensader für Griechenland erwiesen haben. Die Gelder, die die griechischen Banken bei der EZB aufgenommen haben, sind Ende März auf 87 Mrd. Euro geklettert.

Es wird nun deutlicher, dass die EZB sich allem Anschein nach hartnäckig gegen eine Umschuldung Griechenlands stellt. Die EZB opfert das griechische Bankensystem, bemerkt Kash Mansori in seinem Blog. Aber warum?

Die möglichen Gründe, die in den Sinn kommen:

(a) Die EZB befürchtet, dass die grossen europäischen Banken (v.a. französische und deutsche) nicht in der Lage wären, die Verluste, die von der Umschuldung Griechenlands herrühren, zu unterstützen.

(b) Die EZB hat Angst vor Ansteckungsgefahr, d.h. dass eine Umstrukturierung der griechischen Schuldtitel die Märkte irgendwie überraschen und die Marktteilnehmer plötzlich realisieren würden, dass Umschuldungen auch für Irland und Portugal möglich sind.

(c) Die EZB ist besorgt, dass sie die Verluste in die eigenen Bücher aufnehmen muss, obwohl es nicht die Aufgabe einer Zentralbank ist, Gewinn zu erwirtschaften, sondern dafür zu sorgen, dass das Bankensystem für ein übergeordnetes Wohl funktioniert.

(d) Die EZB denkt, dass die Zerstörung des griechischen Bankensystems eine passende Bestrafung für Griechenland wäre und als gute Abschreckung für die Gefahr des Moral Hazard, die die Umschuldung hervorbringt, dienen würde.

Unabhängig von den oben von Mansori aufgezählten Gründen scheint die EZB Griechenland aus der Eurozone zu drängen, indem sie deutlich nahelegt, dass Griechenland seine eigene Währung schaffen muss, wenn es seine Schulden umstrukturiert.

Wenn die EZB sich weigert, ihre Rolle als „lender of last resort“ für Griechenland wahrzunehmen, dann muss die Rolle von der griechischen Zentralbank übernommen werden.

Aber die griechische Zentralbank kann keine Funktion als „lender of last resort“ für Vermögenswerte in Euro ausüben. Deshalb muss eine neue heimische Währung geschaffen werden. Nur so kann die Zentralbank Griechenlands die Rolle über die Regulierung und Überwachung des griechischen Bankensystems übernehmen und genügend Liquidität bereitstellen.

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