Montag, 6. Juni 2011

Gibt es ein Leben nach QE2?

Die Fed hatte im vergangenen November angekündigt, jeden Monat US-Staatsanleihen im Wert von 75 Mrd. $ auf offenem Markt zu kaufen. Die aussergewöhnliche Massnahme wird in der Umgangssprache als eine zweite Runde der mengenmässigen Lockerung (QE2: quantitative easing) der Geldpolitik bezeichnet. Das Programm wird im Juni 2011 abgeschlossen.

Und wie es aussieht, wird es von der Fed nicht verlängert, was einigen Marktbeobachtern Sorgen bereitet, bemerkt James Hamilton in seinem Blog. Seiner Ansicht nach hatte QE2 relativ bescheidene Auswirkungen. Und solche Leistungen, wie sie bereitgestellt worden sind, müssen mit dem Ende des Programms nicht unbedingt schwinden.


Durchschnittliche Laufzeit, Graph: Prof. James Hamilton in Econbrowser

Die blaue Kurve: durchschnittliche Laufzeit (in Wochen) von marktfähigen ausstehenden (nom.) US-Staatsanleihen per Ende Monat (1990-2010), und die grüne Kurve: durchschnittliche Laufzeit von Staatsanleihen, die nicht von die Fed gehalten werden.

Einer der Wege, durch die QE2 voraussichtlich auf die Wirtschaft hätte auswirken können, ist die Änderung der Fälligkeitsstruktur der Schuldtitel im freien Umlauf. Laut Theorie müsste der Preis der Anleihen, wenn man dem Markt eine ausreichend grosse Menge an langfristigen Anleihen entnähme, zulegen, sodass die Rendite der langfristigen Papiere entsprechend fallen würde.

Die Fed kauft die Anleihen mit der von der neu geschaffenen Einlagen (federal reserve deposits), welche im aktuellen Umfeld des Marktes im Wesentlichen wie die kurzfristigen Schatzwechsel funktionieren, erklärt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor. In der gegenwärtigen Situation hat eine Erhöhung des Angebots an kurzfristigen Papieren keine Auswirkungen auf die Renditen am kurzen Ende der Ertragskurve, sodass das Kaufprogramm per Saldo doch einige Stimulanz entfalten könnte.

Die empirische Evidenz zeigt, dass es ein potenzielles Risiko in diesem Prozess gibt, obwohl massive Käufe notwendig wären, um bescheidene Auswirkungen auf die Renditen zu entfalten. Der monatliche Kauf von 75 Mrd. $ US-Treasury Bonds durch die Fed entspricht etwa 1% der marktfähigen Staatsanleihen im Umlauf. Die Fed hat im Rahmen des QE2-Programms nicht langfristige, sondern mittelfristige Staatspapiere gekauft. Und die Tatsache is, dass die durchschnittliche Laufzeit der sich im Publikum befindenden Schuldtitel im Sog des QE2-Programms zugenommen hat, statt abzunehmen, hebt Hamilton hervor.

Darüber hinaus bedeutet das Ende des QE2-Programms, wie Jeff Miller bemerkt, nicht, dass die Fed die Papiere jetzt verkauft, nur dass sie sie nicht weiter kaufen wird.

Die andere Realität, die im Auge zu behalten ist, dass die Fed einfach nicht die Fähigkeit hat, die gegenwärtigen Probleme der Wirtschaft zu lösen, hält Hamilton fest. Das einzige, was die Fed kann und sollte, ist, Deflation zu verhindern. Der grösste Erfolg des QE2-Programms war, dass es der Fed ermöglicht hat, überzeugend zu signalisieren, dass sie die Fähigkeit und den Willen hat, die Deflation zu bekämpfen. Aber die Tatsache, dass die Fed keine Staatsanleihen mehr kauft, sollte daran nichts ändern, fasst Prof. Hamilton zusammen.

Es gibt viele Themen in der Gegenwart, die Sorgen bereiten. Doch das Ende des QE2-Programms ist keins davon.

Keine Kommentare: