Dienstag, 28. Juni 2011

IEA: Freigabe der strategischen Ölreserven

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat vergangene Woche beschlossen, aus ihren kombinierten strategischen Vorräten zusätzlich 60 Mio. Barrel (je 159 Liter) an Rohöl in die Märkte zu pumpen. Die Begründung: Die Förderausfälle bedingt durch den Krieg in Libyen auszugleichen.

Die 28 Mitglieder der IEA wollen mit einer konzentrierten Aktion den Ölpreis drücken. Die USA tragen zur Hälfte der Summe bei. 30 Mio. Barrel entsprechen rund 10% der strategischen Reserven (Strategic Petroleum Reserve: SPR) von 293 Mio. Barrel an Rohöl (sweet crude oil) und etwa 4% der gesamten Reserven von 727 Mio. Barrrel an SPR der USA, bemerkt James Hamilton in seinem Blog.

Um über die Auswirkungen eines solchen Schritts nachzudenken, schlägt Hamilton vor, anzunehmen, dass es keine Veränderungen in der Produktion oder in den privaten Lagerbeständen gibt. Die 2 Mio. Barrel Öl täglich, die die IEA-Mitglieder im Juli freilassen wollen, stellt 2,3% von 87 Mio. Barrel pro Tag dar, die derzeit weltweit produziert werden. Wir nehmen weiter an, dass eine kurzfristige Preisstabilität der Ölnachfrage 0,1 beträgt. Das Ergebnis wäre ein Preisrückgang um 23% im Monat Juli, wobei der Preis danach auf seinen vorherigen Wert zurückkehren würde.





Ölpreis (light crude), 1 Monat Veränderung: Minus 10,56%, Graph: cnnmoney

Das wird natürlich nicht passieren, weil es keinen Sinn macht, Öl im Juli für 23% weniger zu verkaufen als dass man dafür im August bekommen würde, unterstreicht der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor. Wenn das Öl im Juli günstiger ist als im August, würden Sie mehr von dem billigen Öl im Juli kaufen und lagern und es im August mit einem Gewinn verkaufen. Wenn es vollkommen kostenlos wäre, Öl zu lagern und wenn es keine Dringlichkeit gäbe, jetzt als später zu einem höheren Preis zu verkaufen. Das das Ergebnis wäre, dass die Freigabe von SPR dem Anstieg der privaten Vorräte entsprechen würde, und zwar mit keinem Effekt auf den Preis.

Das ist es aber auch nicht, was passieren wird, weil es nicht kostenlos ist, Öl zu speichern, und da es mit konstanten Preisen und positiven Zinsen immer besser ist, jetzt zu verkaufen anstatt später. Der eigentliche Effekt, mit dem wir rechnen, wäre eine bescheidene Auswirkung auf den Preis verteilt über einen längeren Zeitraum, wobei ein grosser Teil der ersten Freigabe in private Vorräte gehen und von privaten Vorräten verkauft werden dürfte, erklärt Hamilton.

Nach der Ankündigung der Freigabe am vergangenen Donnerstag fiel der Ölpreis Brent um 6,1% und und die US-Sorte WTI um 4,6% zurück.

Einige Händler dürften weitere Freigabe von SPR erwarten, argumentiert Hamilton. Der libysische Konflikt hat dem Markt schätzungsweise rund 1,5 Mio. Barrel Sweet Crude entnommen. Die IEA bezeichnet, dass die Freigabe von SPR helfen würde, die Lücke zu schliessen, bis genügend zusätzliches Öl von ölproduzierenden Ländern hergestellt wird. Wenn die Lücke nach wie vor eine Überbrückung von ein paar Monaten braucht, dürften die potentiellen Öl-Käufer laut Hamilton die Ankündigung von Donnerstag als erst den Anfang betrachten.


In jedem Fall ist es vollbracht und die IEA bietet ein interessantes Experiment dafür, wie die Ölmärkte funktionieren. Aber Hamilton würde keine weiteren SPR-Verkäufe empfehlen, unabhängig vom endgültigen Ergebnis der gegenwärtigen Bemühungen. Der Grund dafür ist, dass die langfristige Herausforderung, die wachsenden Nachfrage aus den aufstrebenden Ländern zu decken, sehr entmutigend ist, hält er fest. Eine einmalige Freigabe der SPR oder sogar eine Reihe von Freigaben, bis die SPR trocken gelegt wird, tut nichts, grundlegende Herausforderungen zu adressieren, fasst Prof. Hamilton als Fazit zusammen.

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