Sonntag, 31. Juli 2011

Der übelwollende Ex-Maestro

Felix Salmon befasst sich in seinem Blog mit Alan Greenspans Artikel („Regulators must risk more, and intervene less“) in FT, damit wir den Unsinn nicht lesen müssen. „Es ist keine Überraschung, zu sehen, warum Greenspan falsch liegt“, unterstreicht Salmon: Der ehemalige Fed-Präsident versucht nämlich weiter, laissez-faire Massnahmen in Bezug auf die Regulierung und niedrige Eigenkapitalanforderungen in Schutz zu nehmen.

„Nach einer wichtigen Rolle, die er gespielt hat, die grösste wirtschaftliche Katastrophe in drei Generationen hervorzubringen, hätte man erwartet, dass Alan Greenspan sich versteckt hält“, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog dazu. „Aber, nein, er ist draussen und gibt Stellungnahmen ab, die aus irgendeinem Grund wieder Gehör finden. Schlimmer noch: er fordert eine Rückkehr zu dem eigentlichen Regime, welches er davor bezorzugt hat: das Regime, das zu einer Katastrophe geführt hat“, legt Krugman dar.

Es ist schrecklich, in allen Punkten, aber das intellektuell widerwärtigste Ding ist der unglaubliche Irrtum, zu behaupten, dass höhere Eigenkapitalanforderungen für Banken Ressourcen-Stillegung bedeute, hebt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.

„Hallo! Bankkapital besteht nicht aus Konserven oder Stahlbarren, die irgendwo in einem Tresor gehalten werden. Die Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen bedeutet nicht, dass Nahrungsmittel oder Rohstoffe in einem Bunker gelagert werden müssen. All das, was passiert, ist, wenn man die Eigenkapitalanforderung erhöht, dass man von Banken verlangt, Fremdkapitaleinsatz (leverage) zu reduzieren, und das Portfolio aus mehr Eigenkapital und aus weniger Kredit zu finanzieren“, erklärt Krugman.

Das hat mit der Ressourcennutzung nichts zu tun. Es geht um die Verteilung des Risikos. Insbesondere bedeuten erhöhte Eigenkapitalanforderungen, dass, wenn etwas schief läuft, mehr Kosten von den Eigentümern der Bank getragen werden müssen, weniger von Einlegern, Kreditgebern und/oder von wem auch immer (einschliesslich der Steuerzahler), die die Einlagen und Kredite tragen.

Es ist wahr, dass die Verlagerung des Gleichgewichts auf diese Weise die Risikobereitschaft entmutigt. Aber das ist ein Merkmal, kein Fehler. Falls man nicht bemerkt haben sollte: die Banken haben in der Vergangenheit zu viel Risiken eingegangen, die das Land in das Chaos geführt hat, in dem wir uns jetzt befinden.

„Die Tatsache, dass Greenspan sich vorstellt, dass Bankkapital wie die Installation von Sicherheitsgurten ist, legt nahe, dass der Mann, der einst als Halbgott des Finanzwesens verehrt wurde, die Grundlagen der Ökonomie nicht versteht oder was wahrscheinlicher ist, dass er es vorzieht, nicht zu verstehen, warum er erstaunlicherweise immer noch bezahlt wird, um nicht zu verstehen“, fasst Krugman köstlich zusammen.

Keine Kommentare: