Samstag, 6. August 2011

Skandal: Ratingagentur stuft die Bonität der USA herab

Die Ratingagentur Standard &  Poor’s hat die Bonität der USA von der Bestnote „AAA“ auf „AA+“ herabgestuft. Der langfristige Ausblick sei negativ, hat die Agentur zugleich mitgeteilt.

Die Herabstufung spiegele die „Auffassung von S&P wider, dass der kürzlich zwischen dem Kongress und der Regierung vereinbarte Plan zur Haushaltskonsolierung  hinter den Erwartungen der Agentur bleibt, was notwendig wäre, um die mittelfristige Dynamik im Hinblick auf die Staatsverschuldung zu stabilisieren“.

„Es ist eine seltsame Situation“, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. „Einerseits gilt es, festzuhalten, dass es der Wahnsinn der Rechten ist, der Amerika zu einer grundsätzlich ungesunden Nation gemacht hat. Ja, es ist der Wahnsinn der Rechten. Gäbe es den Extremismus der Anti-Steuer-Republikaner, hätten wir eine Einigung in Bezug auf die langfristige Kreditwürdigkeit sicherstellen können“, erklärt Krugman.



„Auf der anderen Seite ist es schwer, sich jemanden mit weniger Qualifikationen als die Ratingagenturen vorzustellen, der über Amerika urteilt. Die Leute, die mit Subprime-Hypotheken gesicherten Wertpapiere benotet haben, erklären nun, dass sie die Fiskalpolitik beurteilen“, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) dar.

Um es perfekt zu machen, stellt sich heraus, dass S&P sich in ihrem Verfahren um 2‘000 Mrd. $ vertan hat und nach so viel Diskussionen jetzt dazu übergeht, um die Bonität herabzustufen.

Alles, was S&P fordert, legt nahe, dass die Agentur Unsinn über die fiskalische Situation in den USA redet. Kurzum: S&P erfindet etwas. Und nach dem Hypotheken-Debakel haben sie laut Krugman wirklich kein Recht dazu.

Das ist ein Skandal, nicht weil Amerika jetzt A-OK ist, sondern weil die Leute, die in nicht in der Lage sind, darüber befinden, hält Krugman fest.

S&P ist nicht über die Zahlungsunfähigkeit besorgt, sondern darüber, dass das amerikanische politische System nicht über die notwendige Bereitschaft verfügt. Die Sorge ist, dass die USA die Ausgaben kürzen und die Steuern erhöhen müssen, um die Schulden unter Kontrolle zu bringen. Beide werden benötigt. Aber wie die jüngsten Verhandlungen über die Schuldenobergrenze deutlich gezeigt haben, ist die GOP nicht bereit, die notwendigen Steuererhöhungen zuzulassen“, unterstreicht Mark Thoma in seinem Blog.

Die Ratingagentur dürfte auch sich decken wollen, nachdem sie vor der Finanzkrise schlecht abgeschnitten hat. Würde S&P den Ausblick bei AAA belassen und die Probleme sich verschlimmern würde, würde ihre Glaubwürdigkeit irreparabel werden. Ein weiteres grosses Problem zu versäumen, wäre ihr Todesurteil, beschreibt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor. 

Wenn aber S&P das Rating der USA herabstuft und dann nichts passiert, kann die Agentur behaupten, dass ihre Warnung und Bonitätsherabstufung dazu beigetragen haben, die Menschen sowohl im privaten Sektor als auch im öffentlichen Sektor davon zu überzeugen, Massnahmen zu treffen, um die Katastrophe abzuwenden. Es ist eine Chicken Little-Behauptung („Himmel und Huhn“) , dass die S&P-Warnung den Himmel vor dem Einsturz aufhält, fasst Thoma zusammen. 

Keine Kommentare: