Freitag, 5. August 2011

Wirtschaftspolitik und falsche Besorgnisse

Falls Sie irgendwelche Zweifel hätten: Der Absturz des Dow Jones Indexes um mehr als 500 Punkte und der Rückgang der Renditen auf Nähe-Rekordtiefs bestätigen es: Die Wirtschaft erholt sich nicht und Washington macht sich über falsche Dinge Sorgen, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („The Wrong Worries“) in NYT.

Seit zwei Jahren beharren die Verantwortlichen der Federal Reserve, der internationalen Organisationen und, traurig zu sagen, die Obama-Regierung darauf, dass die Wirtschaft auf dem Weg der Besserung sei. Jeder Rückschlag wird auf temporäre Faktoren zurückgeführt: „Es sind die Griechen. Es ist Tsunami“. Alles würde bald verstummen. Und das Augenmerk der Politik hat sich von Beschäftigung und Wachstum nach dem angeblich dringenden Problem Defizitabbau gerichtet, schildert Krugman.

Aber die Wirtschaft war nicht auf dem Weg der Besserung. Wo sollte das Wachstum herkommen? Verbraucher, noch belastet mit Schulden, die sie während der Immobilienblase angehäuft hatten, sind nicht bereit, Geld auszugeben. Unternehmen sehen angesichts der mangelhaften Nachfrage keinen Anlass, zu expandieren. Und dank der Defizit-Besessenheit hält sich auch der Staat, der die Wirtschaft hätte unterstützen können und sollen, zurück, unterstreicht der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Jetzt sieht es so aus, als ob es schlimmer werde. Was ist also die Antwort darauf?

Um die Katastrophe zu unterbinden, müsste eine Menge Leute zugeben, zumindest sich selbst, dass sie falsch lagen und die Prioritäten wechseln müssen, und zwar sofort. Die Renditen, die abstürzen und die Aktienkurse, die abpurzeln, besagen, dass die Märkte nicht über die Zahlungsunfähigkeit der USA oder der Inflation besorgt sind. Die Besorgnis der Märkte betrifft das mangelhafte Wachstum, erklärt Krugman.

Anfang dieser Woche war die Rede davon, dass die Obama-Regierung sich nun um Arbeitsplätze „drehen“ würde, nachdem die Schuldenobergrenze angehoben wurde. Aber dieses Schwenken bedeutet, wie Krugman vermutet, einige kleinere Massnahmen, die mehr symbolischer als inhaltlicher Natur sind. Und an dieser Stelle würde die Art von Vorhaben Präsident Obama lächerlich aussehen lassen, legt Krugman dar.

Der Punkt ist, dass es nun an der Zeit ist, längst vergangene Zeit, endlich der realen Krise endlich ernsthaft entgegenzutreten. Die Fed soll aufhören, Ausreden zu machen, während der Präsident echte Vorschläge zur Schaffung von Arbeitsplätzen unterbreiten muss. Und wenn die Republikaner diese Vorhaben blockieren sollten, muss der Präsident im Harry-Truman Stil eine Kampagne gegen die Nichtstuer GOP starten, argumentiert Krugman. 

Das mag funktionieren oder nicht. Aber wir wissen bereits, was nicht funktioniert: Die Wirtschaftspolitik der vergangenen zwei Jahre. Und die Millionen von Amerikanern, die Jobs haben sollten, aber keine haben, hält Krugman fest.

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