Freitag, 23. September 2011

Renditen im Bann der Wirtschaftsmodelle

Die Rendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit ist gestern auf 1,77% gefallen. Im Verlauf des Handels wurde mit 1,7519% sogar der tiefste Wert seit Anfang 1953 verbucht.

Zur Erinnerung: Es fand  im Jahr 2009 eine grosse Debatte über die Entwicklung der Zinsen statt. Paul Krugman vertrat die Ansicht, dass die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt und die Zinsen niedrig verlaufen würden, solange die Wirtschaft depressiv bleibt.

Das WSJ (v.a. Leitartikel) und Niall Ferguson hingegen stellten die Behauptung auf, dass die Zinsen wegen der Kreditaufnahme der öffentlichen Hand durch die Decke schiessen würden. Die Bond-Vigilantes würden für einen massiven Anstieg der Zinsen sorgen.
Wie sieht es nun aus?

Es geht nicht um „ich hatte es gesagt“, sondern um unterschiedliche Wirtschaftsmodelle, und unterschiedliche Visionen darüber, wie die Wirtschaft funktioniert.


US-Staatsanleihen (10 Jahre) Rendite, Graph: Bloomberg

Während die anderen nach rigorosen Sparmassnahmen (fiscal austerity) gefordert haben, und zwar jetzt, jetzt, jetzt!, hat Krugman immer wieder darauf hingewiesen, dass das Konjunkturprogramm nicht ausreicht und die Wirtschaft mehr Unterstützung (stimulus) braucht.

Nun droht eine Katastrophe.

Was hält Krugman von den von der Fed vorgestern angekündigten Massnahmen?

Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor begrüsst Fed’s Schritt grundsätzlich: „besser als gar nichts“. Die US-Notenbank verdiene ein dickes Lob für den Widerstand gegen die Drohungen aus der rechten Ecke des politischen Spektrums. Die Massnahmen reichen aber nicht annähernd aus.

Die herkömmliche Geldpolitik funktioniert über die Veränderung des Angebots der monetären Basis, was einzigartig, eindeutig liquide Mittel bedeutet. Erhöhen Sie das Angebot an Banknoten (grüne Zettel mit Bildern von toten Präsidenten darauf) und Sie werden einen heissen Kartoffel-Prozess starten, in welchem die Menschen versuchen, diese Vermögenswerte im Austausch für höher verzinsliche, aber weniger liquide Vermögenswerte loszuwerden, legt Krugman dar. Währenddessen fallen die Zinsen und grosse reale Dinge geschehen.

Im Moment halten aber die Menschen das Geld einfach als Wertaufbewahrungsmittel, sodass die herkömmliche Geldpolitik nicht viel richten kann. Die Fed versucht daher, auf einem anderen Weg zu agieren, indem sie kurzfristige Papiere mit langfristigen tauscht. Die Schwierigkeit liegt laut Krugman darin, dass es überhaupt nicht klar ist, dass die Massnahme viel Zugkraft hat. In erster Näherung werden die langfristigen Zinsen durch die erwarteten, zukünftigen kurzfristigen Zinsen bestimmt. Und wenn das die ganze Geschichte ist, würde die Fed überhaupt nichts zustande bringen können.

In zweiter Näherung spielt das Risiko eine Rolle und was die Fed versucht, zu tun, ist, am Rande zu spielen, indem sie einen Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Näherung macht, beschreibt Krugman. Die Märkte sind aber gross: die Schuldtitel (non-financial) belaufen sich auf rund 36‘000 Mrd. $. Die Fed will mit 400 Mrd. $ darauf Einfluss nehmen. Wie wirksam kann sie werden? 

Der wichtigste Weg ist, damit die unkonventionelle Geldpolitik funktioniert, die Erwartungen im Hinblick auf die Inflation zu verändern. Das ist aber gerade nicht der Fall. Ganz im Gegenteil: die Inflationserwartungen für die nächsten 5 Jahre fallen.

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