Freitag, 16. September 2011

Zocker im Investment-Banking

Das Stichwort der Woche ist „rogue trader“. Schurken-Händler. So werden die Händler genannt, die mit viel krimineller Energie hochspekulative Deals ohne Risikomanagement abwickeln und Verluste in Milliarden Dollar Höhe für die Banken verursachen.

Die UBS hat gestern gemeldet, dass ein Händler (Kweku Adoboli) der Bank einen Verlust von 2 Mrd. $ eingebrockt hat. Der Fall erinnert an Vorfälle wie z.B. Jerome Kerviel (2010: 4,9 Mrd. Euro Verlust im Eigenhandel der SocGen), Nick Leeson (1995: 1,4 Mrd. $ Verlust für die Bank Barings)

Ich hasse diesen Begriff „rogue trader“, schreibt Matt Taibbi in einem lesenswerten Artikel („The $2 Billion UBS Incident: Rogue Trader My Ass“) in RollingStone.

„Sie sind nicht Schurken aus einem einfachen Grund, dass das Treffen von wahnsinnig unverantwortlichen Entscheidungen mit dem Geld anderer Leute einfach genau dem Berufsbild einer Menge von Menschen an der Wall Street entspricht. Verflucht, sie werden nicht „rogue traders“ genannt, wenn sie in einem spekulativen Glücksspiel Milliarden Dollar Gewinn machen“, bekräftigt Taibbi.

Das Einzige, was einen Schurken-Trader wie Barings Bösewicht Nick Leeson von einem Lloyd Blankfein, Dick Fuld, John Thain oder jemanden wir Joe Cassano (AIG) unterscheidet, ist dass diese anderen Kerle älter sind und ihre wahnsinnigen, katastrophalen Entscheidungen genehmigt waren. (Nun ja, Cassano war kein Investmentbanker, technisch, aber er war im Bereich Finanzdienstleistungen), erklärt Taibbi.

In der Finanzpresse werden Sie als einen „Schurken-Trader“ bezeichnet, wenn Sie ein überverschwitzter 28-jähriger Neuling sind, der interne Risiko- und Qualitätskontrollen umgeht, um einen katastrophalen Handel zu machen, der das Unternehmen zum Sinken bringt. Wenn Sie aber ein gepflegter 60-jähriger CEO sind, der seine Autorität nutzt, um Risiko- und Qualitätskontrollen zu ignorieren, um einen katastrophalen Handel zu machen, der das Unternehmen zum Sinken bringt, dann werden Sie gerettet, Sie bekommen einen Bonus und Sie werden im Andrew Ross Sorking Buch als Held gefeiert, legt Taibbi dar.

Mit anderen Worten werden „Schurken-Trader“ wie schlechte Unfälle behandelt und überall von den Titelseiten bis in den Ewan McGregor Film verurteilt. Aber Schurken-Unternehmen werden auf jeder Ebene der regulatorischen Struktur geschützt und sie werden kontinuierlich ermächtigt, Zugriff auf unsere Bankkonten zu nehmen, hebt Taibbi hervor.

1 Kommentar:

Tim hat gesagt…

Das ganze Trading bringt ohnehin nix. Es ist so, als wenn man 1.000 Mal die Münze in die Luft wirft. Am Ende des Tages gleicht sich alles 50 zu 50 an. Es sei denn, man tradet auf Pump oder mit einem Hebel: Dann kann einem das Zeug um die Ohren fliegen.