Mittwoch, 16. November 2011

Eurozone und Angsthase-Spiel

Die Eurozone befindet sich auf einem Weg zu einem sehr unangenehmen Gleichgeicht, schreibt Tim Duy in seinem Blog. Der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor deutet zudem auf einen aktuellen Bericht („Eurozone bonds hit by mass sell-off“)  in FT hin:

An einem Tag verbucht die Eurozone Rekordwerte. Die Rendite der italienischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist wieder auf mehr als 7% gestiegen, zum zweiten Mal in einer Woche, ein Niveau, welches nicht als nachhaltig angesehen wird. Auch die Renditen der spanischen Staatspapiere sind gestiegen. Der Risikoaufschlag gegenüber deutschen Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit ist auf 482 Basispunkte geklettert, d.h. über die kritische Marke von 450 Basispunkten, wo die irischen und die portugiesischen Renditen ausser Kontrolle geraten sind und internatinale Rettungsmassnahmen hatten ergriffen werden müssen. Auch die Renditedifferenz zwischen belgischen und den deutschen Staatspapieren ist auf einen Rekordwert von 314 Basispunkten gestiegen.

Die unmittelbare Ursache für den Ausverkauf scheint der schwache BIP-Bericht vom dritten Quartal zu sein, hält Duy fest.

„Europas Wirtschaftswachstum kommt ins Stocken, weil es Deutschland und Frankreich nicht gelingt, die Eurozone, die aufgrund einer eskalierenden Verschuldungskrise einer Rezession gegenüber steht, zu stützen. Das BIP stieg im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 0,2%, wie die EU-Statistikbehörde in Luxemburg gestern mitgeteilt hat.  Der Vertrauensindex der deutschen Investoren ist zudem auf den tiefsten Stand seit Oktober 2008 gefallen“, berichtet Bloomberg.

Man würde normalerweise erwarten, dass die Renditen der Staatsanleihen angesichts der Wachstumsschwäche fallen würden, in Erwartung einer Lockerung der Geldpolitik. Das ist in Europa nicht der Fall, da eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums Ängste vor einem Zahlungsausfall von Staatsanleihen schürt, weil die Haushaltsdefizite dadurch zunehmen, erläutert Duy weiter.

Wie auch an dieser Stelle bekannt ist, lautet die Antwort der politischen Entscheidungsträger weitere tiefere Sparmassnahmen, was das Wirtschaftswachstum wiederum weiter verlangsamt. Das lässt sich nicht ein gutes Gleichgewicht wahrnehmen, unterstreicht Duy.

Wird die EZB als lender of last resort agieren? Die Märkte warten darauf. Aber der Bundesbankpräsident ist dagegen. Jens Weidmann wehrt sich vehement, dass die EZB sich der Finanzstabilität annimmt.

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