Sonntag, 20. November 2011

Fiskalpolitik: Schätzung der Auswirkungen

Christy Romer hat vergangene Woche im Rahmen eines Referats (*) erklärt, warum es schwierig ist, die Auswirkungen der Fiskalpolitik zu schätzen.

Im Februar 2008 hat die Bush-Regierung mit Hilfe des Kongresses eine Steuersenkung verabschiedet: Economic Stimulus Act (2008). Das war vor dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, aber gerade nach dem Beginn der Rezession im Dezember 2007. Die Gesamtkosten des Gesetzes belief sich auf rund 130 Mrd. $. Die meisten davon kamen in Form von Steuerrückvergütungen, die zwischen April und Juli 2008 verschickt wurden.

John Taylor, einer der bekannten Ökonomen, der laut gesagt hat, dass Konjunkturprogramme (fiscal stimulus) nicht funktionieren, hat eine kurze Forschungsarbeit vorgelegt, wo er die Ansicht vertritt, dass Steuerrückvergütungen (tax rebate) nicht wirksam sind.

Als die Rabatt-Schecks ankamen, nahmen die Haushaltseinkommen spürbar zu. Familien hatten mehr Geld in der Tasche. Und doch legte der Verbrauch überhaupt nicht zu. Der Konsum fiel sogar ein kleines bisschen zurück. Klar, sagt Taylor, der Steuernachlass hat keine Wirkung. Romer deutet hierbei auf die folgende Abbildung hin, die die ganze Argumentation von Taylor dargestellt. In der Abbildung sind die Konsumausgaben und die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte zu sehen.


Economic Stimulus (2008), Graph: Prof. John Taylor

Das Problem mit Taylors Analyse ist, dass er nicht darüber nachgedacht hat, was gerade an dieser Zeit passiert ist. Demokraten und Republikaner kamen nicht zusammen, um ohne Grund Steuernachlässe zu verabschieden. Das geschah mitten in der Subprime-Hypotheken-Krise, unterstreicht die an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessorin.

Die Hauspreise waren am Taumeln. Hypothekenbanken wie Countrywide Financial steckten in grossen Schwierigkeiten. Volkswirte waren besorgt, dass der Konsum im Begriff war, abzustürzen. Für viele Familien ist das Haus ihr wichtigstes Vermögen. Wenn Hauspreise fallen, werden die Menschen ärmer und sie neigen dazu, die Konsumausgaben zu kürzen.

Vor diesem Hintergrund kann die Tatsache, dass der Konsum um die Zeit des Steuernachlasses stabil geblieben ist, in der Tat als ein Zeichen dafür gelten, wie gut es funktioniert hat. Die Steuernachlässe haben den Konsum trotz eines starken Rückgangs der Immobilienpreise aufrechterhalten, fasst Romer als Fazit zusammen, fasst die ehem. Vorsitzende des wirtschaftlichen Beratungsausschusses des US-Präsidenten Obama zusammen.

(*)

Paper: Christina D. Romer, „What do we know about the Effects of Fiscal Policy? Separating Evidence from Ideology”, Nov. 7, 2011, Hamilton College.

Hat tip to Paul Krugman.

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