Montag, 5. Dezember 2011

Das aussenwirtschaftliche Ungleichgewicht in der Eurozone

Ezra Klein berichtet in einem lesenswerten Artikel („Wonkbook: A huge week for Europe“) in The Washington Post über Gespräche, die er im Rahmen einer durch die Friedrich Ebert Stiftung organisierten Reise mit politischen Entscheidungsträgern in Deutschland geführt hat.

Die deutsche Freude an rigorosen Sparmassnahmen (fiscal austerity) wirft eine offensichtliche Frage auf: Wenn Südeuropa die Ausgaben und die Steuern kürzen soll, wie soll es dann wachsen? Die deutsche Antwort lautet einfach ausgedrückt: „wie wir es getan haben“. Vor 10 Jahren, bemerken die Deutschen sofort, lag die Arbeitslosigkeit auf 10% und das Haushaltsdefizit war gross. Deutschland wurde als „der kranke Mann Europas“ bezeichnet. Der Erfolg Deutschlands geht auf eine Reihe von schmerzhaften Reformen zurück: Arbeitslosenversicherung, Gesundheitswesen und andere Stücke des sozialen Auffangnetzes. Viele denken, dass, wenn sie es können, auch Südeuropa es tun kann. In Wahrheit ist es wahrscheinlich nicht so einfach. Südeuropa hat nicht die industrielle Stärke, die Deutschland hat und es kontrolliert auch nicht die eigene Währung. Aber es macht Sinn für den Mann auf der Strasse.

Eigentlich ist es viel schlimmer, als Ezra sagt, bemerkt Paul Krugman dazu in seinem Blog und liefert die folgende Abbildung:


Deutschland: Verlauf der Leistungsbilanz, Graph: Prof. Paul Krugman

Deutschland hat sich von einem kleinen Leistungsbilanzdefizit in Richtung zu einem massiven Leistungsbilanzüberschuss bewegt: ein massiver Überschuss, betont der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Was die Deutschen in der Tat sagen, ist, dass jedes Land einen riesigen Handelsbilanzüberschuss führen soll.

Ist es aber mathematisch möglich?

Wenn das Land A einen Überschuss in Höhe von X hat, und das Land B ein Defizit in Höhe von Y, dann muss X + Y Null ergeben. Es sei denn, es gibt einen Handel mit einem fremden Planeten, wie z.B. dem Mars.

Und das ist nicht trivial. Der Punkt, dass, wenn Südeuropa sein Handelsbilanzdefizit verkleinern soll, jemand sich in die entgegengesetzte Richtung hinbewegen muss, ist der Kern des Problems, unterstreicht Krugman.

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