Sonntag, 26. Februar 2012

Was hat IQ mit Geldanlage zu tun?

Man muss nicht unbedingt ein Genie sein, um gute Investitionen am Kapitalmarkt zu tätigen. Ist es aber hilfreich, einen hohen IQ (Intelligenzquotient) zu haben?

Die Antwort lautet ja gemäss einer aktuellen Studie (The Journal of Finance, Dezember Ausgabe),  worauf Robert Shiller in einem lesenswerten Artikel („What High-I.Q. Investors Do Differently“) in NYT hindeutet.

Die Studie ist sicherlich provokant. Selbst nach Berücksichtung von Faktoren wie Einkommen und Bildung kommen die Autoren zum Schluss, dass die Menschen mit relativ hohem IQ i.d.R. ihr Investment-Portfolios mehr diversifizieren als die Menschen mit niedrigerem IQ.

Die Ergebnisse sind, dass die Menschen mit einem hohen IQ mit einem besseren Risiko-Rendite-Verhältnis Portfolios aufbauen als die Menschen mit einem niedrigeren IQ.

Gewiss ist Vorsicht geboten, bemerkt der an der Yale University lehrende Wirtschaftsprofessor. IQ-Test sind umstritten, da sie, was sie messen, und die Faktoren wie Einkommen, Qualität der Bildung und den familiären Hintergrund u.U. nicht vollständig erfassen. Aber die Resultate der Studie sind es trotzdem wert, darüber nachzudenken, v.a. wegen ihrer möglichen Auswirkungen, unterstreicht Shiller.

Die Forschungsarbeit („IQ and Stock Market Participation“) von Mark Grinblatt, University of California, Los Angeles, Matti Keloharju, Aalto University von Helsinki und Juhani Linnainmaa, University of Chicago greift auf einige ungewöhnliche Daten zurück. Die entscheidenden Zahlen stammen aus allen möglichen Orten in Finnland.

Warum? Es gibt zwe Gründe: 

(1) Finnland verlangt von allen jungen Männern, Militärdienst zu leisten. Als Folge können die Autoren über IQ-Testergebnisse von allen Männern, die in Finnland zwischen 1982 bis 2001 eingerückt sind, verfügen.

(2) Es gibt in Finnland eine Vermögenssteuer (wealth tax) und die Bürger müssen dem Fiskus ihre Investment-Portfolios vorlegen. Das bedeutet, dass die Autoren die IQs und die Investment-Entscheide der Männer vergleichen können sowie die Daten mit den jeweiligen Faktoren verknüpfen. Ähnliche Datensätze sind in anderen Ländern einfach nicht verfügbar. Aber man muss ja hier nicht verallgemeinern.

Dennoch sind die Ergebnisse interessant. Die Autoren behaupten nicht, dass die Menschen mit einem hohen IQ eine Art Genies in Sachen Stock-Picking sind. Was die Autoren vorbringen, ist, dass diese Menschen tendenziell den Grundregeln des erfolgreichen Investierens folgen.

In  mancher Hinsicht ist es aber rätselhaft, warum es hierbei auf die besseren IQs ankommen soll. Schliesslich ist die Ansicht, dass die Menschen ihre Investitionen diversifizieren (breite Streuung) sollen, d.h. alle Eier nicht in einen Korb legen sollen, allgemein akzeptiert. Es ist nicht schwer, ein Portfolio breit zu diversifizieren oder jemanden zu finden, der es macht.

Eine weitere bewährte Regel der Geldanlage ist, dass die Menschen eine erheblich Menge ihres Geldes in den Aktienmarkt investieren sollen, was mit IQ nichts zu tun hat.

Doch nur etwa die Hälfte aller erwachsenen Amerikaner legen ihr Geld in den Aktienmarkt an, direkt oder indirekt. Vielleicht geht etwas anderes vor sich. Wenn die Menschen die Finanzmärkte nicht auf eigene Faust ergründen können, können sie ihr Geld Profis anvertrauen oder einen professionellen Rat beherzigen. Das eigentliche Problem kann also nicht sein, dass vielen Menschen in Sachen Geldanlage das Köpfchen fehlt. Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass vielen Menschen das Vertrauen oder die Zuversicht fehlt, wem sie ihre Geld antrauen sollen.

Wenn wir aber mehr Vertrauen in die Investment-Profis fördern könnten, könnte ein volles Spektrum von Menschen (ohne Rücksicht auf ihre IQs) sich einen erfolgreichen Ansatz in Sachen Geldanlage anfreunden, schlussfolgert Prof. Shiller.

Das Consumer Financial Protection Bureau (CFPC), welches durch die Dodd-Frank Act von 2010 eingerichtet wurde, sollte als ein wichtiges Instrument helfen, ein solches Vertrauen zu schaffen, indem z.B. Beschwerden bearbeitet und Regeln aufgestellt werden, um das Vertrauen wiederherzustellen.

Fazit: Eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte ist unumgänglich. Es darf nicht sein, dass die Gewinne privatisiert werden, während die Verluste sozialisiert werden. Komplexität muss durch Einfachheit ersetzt werden. Denn die Komplexität ist der Feind der Transparenz und die Einfachheit ist das Kennzeichen für das Vertrauen.

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