Dienstag, 3. April 2012

Fed, Notenbankgeldmenge und Depression


Die Finanzkrise hält seit 2008 die Welt in Atem. Die anhaltende hohe Arbeitslosigkeit wirft mittlerweile grundsätzliche Fragen zur Rolle der Zentralbanken auf. Die Fed versucht, die Finanzmärkte mit einer aktiveren Steuerung der Notenbankgeldmenge (monetary base) zu stabilisieren.

Vor diesem Hintergrund liefert Paul Krugman in seinem Blog eine stilisierte Abbildung, um die Rolle der Fed schematisch besser darzustellen. Es handelt sich dabei um eine nach unten geneigte Nachfragekurve für die Notenbankgeldmenge (d.h. Giroguthaben der Banken bei der Fed + Notenumlauf).

Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor betont, dass es genau das ist, was die Fed tut: Feds Macht kommt von der Tatsache, dass sie und nur die Fed die Notenbankgeldmenge (Geldbasis) steuern (addieren und subtrahieren) kann.

Die nach unten geneigte Kurve repräsentiert die Nachfrage nach Notenbankgeldmenge und der Punkt A schildert den Punkt, den die Fed auswählt.

Wie kommt die Fed nun zum Punkt A als operative Angelegenheit? Die Fed könnte die Höhe der Geldbasis festlegen und den Zinssatz als Ergebnis herausspringen lassen oder die Fed könnte den Zinssatz festlegen und die Geldbasis flitzen lassen. In der Praxis legt die Fed in diesen Tagen den Zinssatz fest: der geldpolitische Ausschuss (FOMC) teilt dem Open-Market-Desk in New York mit, die Zielvorgabe zu treffen.


Fed und Notenbankgeldmenge, Graph: Prof. Paul Krugman

Warum? Weil die Nachfragekurve über die Zeit schwankt und die Fed beschlossen hat, dass sie lieber auf „Tag zu Tag“- oder „Woche zu Woche“-Basis die Notenbankgeldmenge schwanken sieht als das auf und ab Hüpfen des Zinssatzes.

Das ist aber eine technische Frage, hebt Krugman hervor. Auf einer grundlegenden Ebene kommt es nicht darauf an. Die Fed kann am Schluss die Technik verwenden, um einen Punkt auf der Kurve zu bestimmen.

Und welchen Punkt die Fed auf der Kurve auswählt, hat grosse Auswirkungen auf die Wirtschaft als Ganzes. Insbesondere kann die Fed einen Kredit-Boom immer abwürgen, indem sie sich nach oben und nach links bewegt.

Fazit: Die Fed steuert die Kreditbedingungen, ausser, die Wirtschaft steckt in einer Liquiditätsfalle und es ist „pushing on a string“ (*), fasst Krugman zusammen. Alles andere (all das Gerede über die Banken, die Geld schaffen usw.)  ist irrelevant, was die aktuelle Diskussion betrifft. Und es ist eine Zeitverschwendung, sich in die Fakten hineinzusteigern, dass die Fed derzeit den Punkt A anpeilt, indem sie r* auswählt statt B.

(*) pushing on a string:

Es ist eine Metapher, um Einflussnahme zu beschreiben. Es ist effektiver, die Dinge in eine Richtung zu bewegen, als in eine andere: man kann ziehen, aber nicht schieben. Wenn etwas Ihnen mit einer Schnur verbunden ist, können Sie es in Ihre Richtung bewegen, indem Sie an der Schnur ziehen, aber Sie können es nicht von Ihnen weg bewegen.

Das ist ein Ausdruck, der im Kontext mit der Wirtschaftspolitik verwendet wird, in dem Sinne, dass die Geldpolitik asymmetrisch ist. Es ist einfacher, eine Expansion zu stoppen als eine schwere Kontraktion zu unterbinden. 

Eine Zentralbank hat keine Zugkraft, mit der Geldpolitik im herkömmlichen Sinne, die Banken dazu zu bringen, mehr Kredite zu vergeben, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, und die Verbraucher zu mehr Ausgaben zu veranlassen, um auf diese Weise die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln.

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