Montag, 2. Juli 2012

Geldmultiplikator und Kreditvergabe im Euroraum


Obwohl der private Konsum stockt, unterbreiten die führenden Entscheidungsträger Europas noch immer angebotsseitige Massnahmen, um die Euro-Krise zu bekämpfen.

Strukturreformen sind jedoch sehr schwer, umzusetzen, wenn die Wirtschaft schrumpft. Das Ergebnis ist dann Massenarbeitslosigkeit und Verschwendung von Ressourcen. Zumal die von Brüssel geforderte und von Berlin und Frankfurt verordnete anhaltende Austerität und „internal devaluation“ Preis- und Lohnsenkungen bedeuten.

Ohne hohe Nachfrage und/oder stark steigende Preise kann es keine Inflation geben. Dennoch hatte die EZB am 7. Juli 2011 unter der Leitung von Jean-Claude Trichet die Zinsen im Euroraum auf 1,50% erhöht, um dem angeblichen Preisdruck entgegenzusetzen. Die Entscheidung vor einem Jahr war fatal und zugleich bei allem Respekt völlig dumm.

Nun trifft sich die EZB am kommenden Donnerstag wieder zusammen, um über die Geldpolitik zu entscheiden. Mit Recht und Fug fragt sich, wenn jetzt keine Zinssenkung erfolgt, wann überhaupt?

Der Verlauf des Geldmultiplikators im Euroraum hatte längst darauf hingedeutet, dass es keinen Inflationsdruck gibt. Die Expansion der Geldmenge führt nicht automatisch zu einem Anstieg der Inflation, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt.


Geldmultiplikator im Euroraum, Graph: Morgan Stanley, Europe

Der Geldmultiplikator zeigt, in welchem Ausmass die Banken via Kreditvergabe Geld im Publikum entstehen lassen. Da die Banken sich im Sog der Finanzkrise mit der Kreditvergabe äusserst stark zurückhalten, ist der Geldmengenmultiplikator inzwischen zusammengebrochen. Das von der Zentralbank geschaffene Geld kommt m.a.W. in der Realwirtschaft nicht an.



Kreditvergabe an den Privatsektor im Euroraum, Graph: Morgan Stanley, Europe.

Die Kreditvergabe an den privaten Sektor ging im Euroraum im Mai um 0,1% zurück.

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