Freitag, 13. Juli 2012

Warum ist V.I.P. so wichtig?


Es ist eine herrliche Geschichte, die Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Who’s Very Important“) am Freitag in NY Times erzählt.

„Gibt es hier einen V.I.P. Eingang? Wir sind V.I.P.“ Das sind die Bemerkungen eines Spenders, der darauf wartet, in eine Veranstaltung für Spendensammlung von Mitt Romney in den Hamptons einzutreten. Das Vorkommnis fasst so ziemlich die Haltung der reichen Elite in Amerika zusammen, erklärt Krugman. Romneys Basis besteht aus sehr selbstbewussten wichtigen Menschen. Die Rede ist nicht von der obersten 1 Prozent, sondern von Top 0,01%.

Im Einzelnen sind es Menschen, die glauben, dass sie, wie ein anderer Spender von Romney ausdrückt, „der Motor der Wirtschaft“ sind. Sie wollen daher gepflegt werden und die Steuern, die sie zahlen, die ja bereits auf einem 80-Jahres-Tief sind, weiter gekürzt werden sollen. Leider versteht das einfache Volk das aber nicht, wie eine weitere Spenderin für Romney sagt. Sie sagt, dass zum Beispiel die Pediküre-Damen nicht verstehen, warum es geht. Und es gibt natürlich auch eine gute Chance, dass die Republikaner im nächsten Jahr den Kongress und das Weisse Haus kontrollieren werden, fügt Krugman hinzu.

Wenn das passiert, werden wir laut Krugman eine scharfe Kurve in Sachen Wirtschaftspolitik drehen, insbesondere in Richtung der Superreichen. Sorry, es sind ja „Leute, die Arbeitsplätze schaffen“, bemerkt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises ironisch. Deshalb ist es wichtig, zu verstehen, warum das Ganze falsch ist.

Das erste, was man wissen muss, ist, dass Amerika nicht immer so gewesen ist, hebt Krugman hervor. Als John F. Kennedy zum Präsidenten gewählt wurde, war die Top 0,01% nur etwa ein Viertel so reich und zahlte viel höhere Steuern. Doch irgendwie hat Amerika es geschafft, eine dynamische, innovative Wirtschaft zu haben, auf die die Welt neidisch war.

Was ist von dem Argument zu halten, dass wir die Steuern für die Reichen niedrig halten müssen, damit wir ihren Anreiz, Wohlstand zu schaffen, nicht zunichte machen? Die Antwort ist, dass wir eine Menge historische Beweise haben, und nichts davon die Ansicht unterstützt, dass die gegenwärtig auf der Tagesordnung stehenden Steuersatz-Veränderungen grosse Auswirkungen auf die Anreize hätten. Zur Erinnerung: Als Bill Clinton 1993 die Steuern erhöhte, behaupteten die üblichen Verdächtigen, dass die Wirtschaft abstürzen würde.

Ausserdem sollte man, wenn man über die Anreizwirkungen der öffentlichen Ordnung besorgt ist, das Augenmerk nach Arbeitnehmern richten, die im Jahr 20‘000$ bis 30‘000$ verdienen, und oft für jeden Zuwachs des Einkommens benachteiligt werden, weil sie das Recht auf bedarforientierte Leistungen wie Medicaid und Essensmarken verlieren.

Sind also die ganz Reichen die V.I.P.? Nein, sie sind es nicht, hält Krugman fest. Zumindest nicht mehr als die anderen arbeitenden Amerikaner. Und das „einfache Volk“ leidet. Ihm wird nicht geholfen, wenn am Schluss eine Regierung der Top 0,01% gebildet wird, und zwar von der 0,01% für die 0,01% gebildet wird.

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