Donnerstag, 9. August 2012

Fed und Maturity Extension Program


(Nur für Streber)

James Hamilton in Econbrowser mit dem Maturity Extension Program (genannt auch “Operation Twist”) der US-Notenbank.

Die Fed hat im vergangenen September angefangen, ein Programm durchzuführen: Verkauf von US-Treasury Bonds mit 3 oder weniger Jahren Laufzeit in Höhe von 400 Mrd. $ und Kauf (mit dem Erlös) von US-Treasury Bonds mit 6 bis 30 Jahren Laufzeit.

Im Juni hat die Fed angekündigt, dasselbe Programm mit 267 Mrd. $ weiterzuführen. Einige Analysten erwarten, dass die Fed demnächst ein zusätzliches Programm umsetzen will.

Die Fed erklärt die Theorie hinter dem Programm wie folgt:

Durch die Reduzierung des Angebots der längerfristigen US-Staatsanleihen im Markt soll die Massnahme die langfristigen Zinssätze nach unten drücken, einschliesslich der Zinssätze auf Finanzanlagen, die Investoren als enge Substitute für längerfristige US-Treasury Bonds betrachten. Der Rückgang der langfristigen Zinsen würden im Gegenzug dazu beitragen, dass die Konditionen am Finanzmarkt sich entspannen, sodass für die Erholung der Wirtschaft zusätzliche Unterstützung kommt.

Man könnte das Maturity Extension Program (MEP) daher als eine bewusste Anstrengung der Fed betrachten, die Folgen der früheren Entscheidungen des US-Schatzamtes (US-Treasury) die Zusammensetzung der Schuldtitel im Besitz der Öffentlichkeit rückgängig zu machen, beschreibt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor.


US-Staatsanleihen: die gewichtete durchschnittliche Laufzeit der ausstehenden marktfähigen Schuldtitel, Graph: Office of Debt Managemeng, Fiscal Year 2012 Q3 Report.

Eine Reihe von wissenschaftlichen Studien haben untersucht, ob Änderungen in der Zusammensetzung der Laufzeit der öffentlich ausstehenden Staatsanleihen auf die Rendite der Anleihen tatsächlich auswirkt. Gagnon (2010), Greenwood and Vayanos (2010), Swanson (2011) und Hamilton und Wu (2012) fanden heraus, dass die historischen Veränderungen in der Zusammensetzung der Laufzeit mit leichten Veränderungen der langfristigen Renditen korrelieren.

Hamilton interessiert sich dafür, ob das US-Schatzamt wiederum möglicherweise versucht, die Folgen des MEP der US-Notenbank rückgängig zu machen. Er stösst auf der Suche via David Beckworth auf das folgende Sitzungsprotokoll des Treasury Borrowing Advisory Committee:

Die Mitglieder bemerken, dass das ursprüngliche MEP die Kapazität des US-Schatzamtes für die Kreditaufnahme bis zum Jahr 2016 um 400 Mrd. $ gesenkt hat und die Erweiterung des MEP für eine zusätzliche Senkung um 267 Mrd. $ sorgen würde.

Was ist von dieser Aussage zu halten? Es ist schwer, zu verstehen.

Angenommen, das Schatzamt hat 400 Mrd. $ Schuldtitel mit 10 Jahren Laufzeit ausstehend, gleichmässig in den letzten 10 Jahren ausgegeben wurde. Dann muss das Schatzamt jedes Jahr neue Schuldtitel mit 10 Jahren Laufzeit im Wert von 40 Mrd. $ versteigern. Oder aber: wenn das Schatzamt 400 Mrd. $ Schuldtitel mit 1 Jahr Laufzeit ausstehend hat, muss es jedes Jahr 400 Mrd. $ neue Schuldtitel versteigern. Der Finanzierungsbedarf in Sachen cash flow ist dann grösser, wenn die Laufzeitstruktur der ausstehenden Schuldtitel kürzer ist.

Was hier rätselhaft vorkommt, ist, unabhängig davon, ob die Öffentlichkeit oder die Fed die ausstehenden Schuldtitel in Höhe von 400 Mrd. $ mit einem Jahr Laufzeit hält, dass das Schatzamt trotzdem neue Schuldtitel in Höhe von 400 Mrd. $ jedes Jahr verkaufen muss, und zwar an die Öffentlicheit, weil die Fed gefordert ist, dem Schatzamt die Schuldtitel am offenen Markt abzukaufen, anstatt die Papiere direkt vom Schatzamt selbst zu kaufen, erläutert Hamilton.

Das Schatzamt sieht offensichtlich in der Praxis diese zwei Ergebnisse sehr unterschiedlich. Im ersten Fall werden Schuldtitel in Höhe von 400 Mrd. $ an die „Öffentlichkeit“ versteigert, aber die Händler , die mitbieten, wissen, dass die Fed ihnen in Kürze die Papiere abkaufen wird und dies ihre Bereitschaft beflügelt, auf der Auktion mitzubieten. Aber im zweiten Fall ist es so, dass es keine Nachfrage seitens Öffentlichkeit gäbe, wenn die Fed diese Papiere nicht mehr aufkaufen würde.

Fazit: Hamilton rechnet daher damit, dass die Fed, wenn sie auf der nächsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses ein neues Anleihe-Programm ankündigen sollte, weder MEP noch Twisting umsetzen würde, sondern die Absicht unterstreichen werde, im grossen Stil Staatsanleihen zu kaufen.

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