Mittwoch, 22. August 2012

SNB, Notenbankgeldmenge und Mindestkurs


Die Notenbankgeldmenge ist in der Schweiz im Juli um 41,3 Mrd. Franken auf 315,3 Mrd. Franken gestiegen, wie die SNB im gestern vorgelegten Monthly Statistical Bulletin August 2012 berichtet.

Damit liegt die Geldbasis heute um 305% höher als im Vorjahr (Juli 2011: 77,8 Mrd. Franken). Die Notenbankgeldmenge besteht aus Giroguthaben der Banken bei der SNB und Notenumlauf.

Die Liquidität liegt m.a.W. auf den Girokonten der inländischen Banken. Solange die unbenutzten Mittel via Kreditvergabe nicht in der Realwirtschaft ankommen, besteht keine Inflationsgefahr (*). Ganz im Gegenteil: Das Preisniveau fällt in der Schweiz anhaltend weiter. Die Monatsteuerung im Juli: -0,5%. Die deflationäre Tendenz hat sich zwar etwas abgebremst worden, aber die Inflation verläuft insgesamt weiterhin negativ.

Wie in der von der ZKB heute präsentierten Abbildung zu sehen ist, ist die Kreditvergabe im Inland stagnant.


Schweiz Geldmenge M3 und Kreditvergabe im Inland, Graph: ZKB in: Daily Opinion, August 22, 2012

Der kräftige Anstieg der Geldmengenaggrate ist im Wesentlichen auf die Interventionen der SNB im Devisenmarkt zur Aufrechterhaltung des Mindestkurses von Franken 1,20 pro Euro zurückzuführen. M3 ist beispielsweise um 9,8% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Obwohl die SNB-Bilanz dabei aufgebläht wird, steigt die Inflation nicht. Warum? Weil die Inflation nicht durch die Geldmenge, sondern durch die Nachfrage bestimmt wird.

Ein volkswirtschaftlicher Zustand, in dem die Geldpolitik an Zugkraft verliert, weil der Nominalzins bereits nahe oder auf der Nullgrenze liegt, wird als Liquiditätsfalle beschrieben. Die Liquiditätsfalle tritt stets ein, wenn die Kreditnachfarge kräftig zurückgeht. Die Situation verschlechtert sich, wenn die Wirtschaftssubjekte eine Deflation erwarten. Die Zentralbank wird gezwungen, unkonventionelle Massnahmen zu ergreifen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) zählt z.B. dazu.

Die Festlegung eines Mindestkurses ist daher vor diesem Hintergrund als eine ausserordentliche Massnahme in einer Extremsituation zu verstehen. Die Untergrenze für den Franken-Euro-Wechselkurs dient dazu, die potenziell enormen Kosten für die Schweizer Wirtschaft abzumildern.

(*) Prognose des Bundesamtes für Statistik: durchschnittliche Jahresteuerung für 2012: -0,4%, für 2013: 0,5%.

Keine Kommentare: