Dienstag, 21. August 2012

SNB und die Feuerkraft der EZB


Die EZB erwägt den Kauf von Staatsanleihen, sobald die Risikoaufschläge der betroffenen Schuldtitel ein bestimmtes Niveau überschreiten. Der EZB-Rat werde das „Zinsziel“ laut dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel (via Reuters) in der kommenden Sitzung Anfang September besprechen.

Das deutsche Finanzministerium hat sich bereits gegen die Festlegung eines „Zinsziels“ durch die EZB ausgesprochen. Auch die Bundesbank kritisiert Mario Draghis Kurs, unbeschränkt Staatsanleihen aufzukaufen, um den Euro zu erhalten. EZB-Präsident will notfalls mit voller Feuerkraft am Markt intervenieren, um Spekulanten abzuschrecken.

Die Festlegung einer Untergrenze (floor) für den Preis der Staatsanleihen von z.B. Spanien und Italien ist genau die Art und Weise, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Mindestkurs von Franken 1.20 pro Euro handhabt. Die Ankündigung einer bestimmten Obergrenze (cap) für die Spreads von spanischen und italienischen Staatspapieren gegenüber deutschen Staatsanleihen um z.B. 300 Basispunkte, wie Prof. Paul De Grauwe vorschlägt, wäre vollkommen glaubwürdig.

Die EZB müsste sich bereit erklären, die Festlegung dieses Risikoaufschlags der spanischen und italienischen Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit mit aller Konsequenz durchzusetzen und unbeschränkt Staatsanleihen zu kaufen.

Die SNB verteidigt den Mindestkurs seit fast einem Jahr ohne Wenn und Aber. Die Schweizer Währungshüter haben den Mindestkurs erfolgreich durchgesetzt. Und die SNB bekundet immer wieder die Bereitschaft, es ohne Einschränkungen weiter zu tun.

Die EZB muss sich der akuten Drohung des Auseinanderfallens der Gemeinschaftswährung  und dem Risiko einer weiteren Verschlechterung der Situation im gesamten Euro-Raum entgegenstellen. Die Depression ist mit hohen Kosten und menschlichem Leid in Millionenhöhe verbunden.

Fazit: Die EZB muss endlich anfangen, wie eine Zentralbank zu agieren und die Rolle des lender of last resort wahrnehmen. Die SNB ist in der Tat ein Vorbild für die EZB.

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