Samstag, 27. Oktober 2012

King Kong, Godzilla und Big Banks


Andrew Haldane, der Executive-Director der britischen Notenbank (BoE) für die Finanzmarktstabilität hat am Donnerstag in einem bemerkenswerten Referat („On being the right size“) einen interessanten Vergleich aus dem Tierreich angestellt:

Es gibt keine Beweise für Skaleneffekte (economies of scale) für die Bank-Grössen über 100 Mrd. $. Wenn überhaupt, gibt es Hinweise von diseconomies, welche mit der Bank-Grösse wachsen, konsistent damit, dass die Big Banks „too big to manage“ werden, legte Haldane dar.

Das „Square-Cube-Law“ (*) erklärt, warum ein Floh, auch wenn er die Grösse eines Menschen hätte, nicht fähig wäre, auf den Mond zu springen. Es erklärt, warum ein Nilpferd nicht einen Purzelbaum schlagen kann. Und es erklärt, warum King Kong und Godzilla physiologische Unmöglichkeiten wären: die Übertragung von Gewicht, verbunden mit einem einzigen Schritt, würde Oberschenkel-Knochen zerbrechen.

Rechnet man die Subventionen durch die öffentliche Hand heraus, entfernt man die staatliche Krücke, würde sich eine erheblich geringere sozial-optimale Skala für die Banken ergeben. Wie King Kong und Godzilla würden Riesen-Banken wohl dann zu physiologischen Unmöglichkeiten, schildert Haldane weiter.

Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Anteile an Vermögenswerten der drei grössten Banken in den USA, Grossbritannien, Deutschland  und der Schweiz in den letzten Jahrzehnten.


Banken-Verdichtung in bestimmten Ländern, Graph: Andy Haldane, Executive Director, Financial Stability and member of the Financial Policy Committee

In den USA gab es einen dramatischen Anstieg, wobei der Anteil der drei grössten Banken von rund 10% auf 40% zwischen 1990 und 2007 geklettert ist. Der Anstieg der Konzentration (zwischen 2/3 und ¾)  ist in den anderen Ländern weniger dramatisch. Aber dafür war der Startpunkt in Grossbritannien, der Schweiz und Deutschland viel höher.

Der dramatische Anstieg in Bezug auf die Grösse und die Konzentration von Banken wurde laut Haldane durch die financial liberalisation angetrieben. Die Deregulierung hat aber auch ein akutes Problem mit sich gebracht: steigende Erwartungen der staatlichen Unterstützung für das Banking System.

Die Erwartungen erzeugen niedrige Refinanzierungskosten, im Besonderen für die grössten Banken, welche wiederum sich ermutigt fühlen, weiter zu expandieren und zu verdichten, was das „too-big-to-fail“-Dilemma verschlimmert. Es kommt also zu einem sich selbst verstärkenden Teufelskreis.


Implizite Staatsgarantien für  sog. “systemrelevante Banken”, Graph: Andy Haldane, Executive Director, Financial Stability and member of the Financial Policy Committee

Was Haldane hervorheben will, ist, wie die Banken zu regulieren sind, sodass die Kapitalanforderungen mit den potenziellen Kosten für die Rettungsaktionen durch die Gesellschaft im Einklang stehen.


Erwartete system-weite Verluste, Graph: Andy Haldane, Executive Director, Financial Stability and member of the Financial Policy Committee

Die Abbildung zeigt die erwarteten Verluste über die 29 (systemrelevanten) Banken auf verschiedenen Ebenen im Hinblick auf die Kapitalzuschläge (surcharge). Ohne Kapitalzuschläge wären die erwarteten Verluste im gesamten System weniger als 200 Mrd. $ im Jahr. Würde für jede grosse Bank stattdessen ein Kapitalzuschlag von höchstens 2,5% gelten, würden die erwarteten Verluste um rund 60% fallen, im Vergleich zu ihrem Basis-Niveau. Und es bedürfte eines Kapitalzuschlags von mehr als 7%, um 90% der systemischen Externalität (erwartete Verluste von rund 5 Mrd. $) abzubauen, erläutert Haldane.

Ein Kapitalzuschlag von 2,5% würde die erwarteten systemweiten Verluste auf rund 350 Mrd. $ im Jahre reduzieren. Um die erwarteten Verluste auf rund 5 Mrd. $ pro Jahr zu verringern, ist ein Kapitalzuschlag (surcharge) von rund 15% erforderlich: sechs mal wie die gegenwärtige Obergrenze.

Bemerkung: In der Schweiz gelten folgende Kriterien als Vorgabe für die Kapitalzuschläge: Grösse, Komplexität, Vernetzung, Ersetzbarkeit, globale Reichweite einer Bank.

(*)

Das Square-Cube-Gesetz:

Wird ein Gegenstand grösser skaliert, so erhöhen sich sein Volumen und seine Masse kubisch, während seine Oberfläche nur quadratisch zunimmt.

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