Donnerstag, 22. November 2012

Mindestkurs vermindert deflationäre Risiken


Die Kerninflation verbucht in der Schweiz den 13. Monat in Folge einen negativen Wert. Im Oktober belief sich die Inflation (ohne frische und saionale Produkte, Energie und Treibstoffe auf minus 1,0%), wie die SNB gestern in ihrem Statistischen Monatsheft (Nov 2012) mitgeteilt hat.

Der getrimmte Mittelwert (TM15), der wie die Kerninflation ein geeigneteres Bild der Entwicklung der allgemeinen Inflation liefert, blieb im vergangenen Monat unverändert, nach einem Rückgang um jeweils 0,1% im August und September.

Das breite Geldaggregat M3 ist im Oktober mit einer Jahresrate von 8,6% gewachsen (im Sept 8,9%). Der Anstieg der Notenbankgeldmenge ist verantwortlich dafür, dass die bereiten Geldaggregate in den vergangenen Monaten gestiegen sind. Inzwischen zeichnet sich aber eine Abkühlung ab.

Die Ausweitung der Notenbankgeldmenge ist wiederum auf die Devisenmarktinterventionen der SNB zurückzuführen. Die dadurch geschaffene Liquidität liegt aber zum grossen Teil in den Giroguthaben der inländischen Banken bei der SNB. Die Überschussreserven der Banken werden von der SNB (im Gegensatz zu Fed, die dafür 0,25% entrichtet) nicht verzinst.

Aus dem Wachstum der Geldbasis (monetary base) geht keine Inflationsgefahr aus. Ganz im Gegenteil: Es ist der SNB gelungen, mit der Festhaltung am Mindestkurs „die deflationären Risiken stark zu vermindern und einen drohenden Absturz der Schweizer Wirtschaft zu verhindern“, wie SNB-Präsident Thomas Jordan heute in einem Zeitungsinterview betont.


Schweiz: Kerninflation und der getrimmte Mittelwert, Graph: ACEMAXX ANALYTICS
Daten: SNB Monatsheft November 2012

Bemerkung: Der vorübergehende Anstieg der Teuerung im März 2011 ist im Wesentlichen auf einen Sondereffekt aufgrund eines höheren Erhebungsrhythmus der Preise für "Bekleidung und Schuhe" zurückzuführen.

Die SNB hat im Spätsommer 2011 in einer Extremsituation einen Mindestkurs von 1,20 Schweizer Franken pro Euro eingeführt. Die Nominalzinsen waren zu dem Zeitpunkt auf Null angelangt und es bestanden damals akute deflatorische Risiken. Hätte die SNB darauf verzichtet, hätte die Schweiz heute eine Deflation, „die nicht nur mit einem massiven Konjunktureinbruch, sondern auch mit einer Zerstörung wesentlicher Teile der Schweizer Wirtschaft verbunden wäre“, erklärt Jordan weiter.


Schweiz: deflationäre Tendenzen klingen ab, Graph: ZKB in: Daily Market Opinion

Die SNB konnte mit ihrer Mindestkurspolitik eine massive Überbewertung des Frankens teilweise korrigieren. Die anhaltende schwache Weltkonjunktur ist ein Grund, den Mindestkurs beizubehalten. Zumal in der Schweiz keine Inflationszeichen zu erkennen sind.

Die Basiseffekte dürften auch in den kommenden Monaten die Jahresteuerung prägen. Allmählich würde jedoch der Rückgang des Preisniveaus im vergangenen Jahr aus dem 12-Monate-Vergleich fallen, wie die SNB erwartet. Die Kerninflation kann sich daher auf einem tiefen Niveau stabilisieren. 

PS

Beim TM15 werden jeden Monat je 15% der Güterpreise mit den höchsten und den tiefsten Jahresveränderungsraten aus dem Konsumentenpreisindex ausgeschlossen.

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