Dienstag, 11. Dezember 2012

Technologie und Löhne


(Nur für Streber)

Die Debatte um die sog. „fiskalische Klippe“ (fiscal cliff) ist nicht das Gelbe vom Ei. Es gibt viel spannendere und wichtigere Themen wie z.B. „Kapital versus Arbeit“. Der technologische Wandel scheint durch Kapital-Ausrichtung (capital-biased) vonstatten zu gehen, hat Paul Krugman neulich in seinem Blog ausgehend von einem interessanten Artikel („When Cheap Foreign Labor Gets Less Cheap“) in NYTimes festgehalten. 

Es heisst, dass eine Verschiebung des Einkommens weg von Arbeit zu Gunsten von Kapital stattfindet. Was nicht schnell auszumachen ist aber, inwiefern die Abwertung des Produktionsfaktors Arbeit auf die Technologie und inwiefern auf die Monopolmacht (zunehmende Unternehmenskonzentration) zurückzuführen ist.

Während manche Experten denken, dass der technologische Fortschritt auf Arbeitnehmer lasten würde, glauben andere, dass ein rasches Produktivitätswachstum immer zu Lasten der Arbeit erfolgt. Weder die eine Sicht, noch die andere stimmt.

Krugman erklärt gestützt auf die Analyse von Hicks‘ TheTheory of Wages in seinem Blog anhand der folgenden Abbildung, dass die Auswirkungen des technologischen Fortschritts von der Ausrichtung (bias) des Fortschritts abhängen: wenn die Technologie capital-bias (ausgerichtet an Kapital) ist, dann werden die Arbeitnehmer an den Produktivitätssteigerungen nicht vollständig teilnehmen können. Und wenn es stark genug capital-bias ist, dann werden sie wahrscheinlich viel schlechter daran sein.


Produktionsfunktion, Graph: Prof. Paul Krugman

Es ist also falsch, anzunehmen, dass die Gewinne aus dem technologischen Wandel bis zu der Arbeitnehmerschaft durchdringen würde. Es kommt m.a.W. nicht unbedingt zu einem trickle-down effect. Es ist aber auch falsch, anzunehmen, dass das rasche Produktivitätswachstum Arbeitsplätze oder Löhne zerstören würde. Es kommt darauf an, hebt Krugman hervor.

Die neue Technologie sieht aber so aus, als ob sie capital-bias wäre. Es gibt aber andere Möglichkeiten, z.B. die Tatsache, dass kein wirklich perfekter Wettbewerb vorherrscht, was auch eine grosse Rolle spielt.

Am Ausgangspunkt der technischen Analyse steht die gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion, welche sich auf Output und Input von Kapital und Arbeit in der Gesamtwirtschaft bezieht. Die Komplexität der Realität wird damit aus didaktischen Gründen etwas aufgelockert.

Darüber hinaus nehmen wir an, dass die Menge an Kapital fest ist und wir zeigen, wie die Output sich verändert, wenn sich die Menge der Arbeit verändert. Es ist zu erwarten, dass die Beziehung wie die Kurve in der Abbildung aussehen würde.

In einer Wirtschaft, wo ein vollkommener Wettbewerb herrscht, würden wir erwarten, dass die Arbeitskräfte die Reallöhne genau auf dem Niveau, wo sie mit der Vollbeschäftigung übereinstimmen, akzeptieren würden. Was sind aber diese Reallöhne? Es ist das Grenzprodukt der Arbeit auf dem Punkt, wo die Steigung der gesamtwirtschaftlichen Produktionsfunktion die vertikale blaue Linie kreuzt.

Nun nehmen wir an, dass wir einen technologischen Fortschritt haben. Dies äusserst sich durch eine Aufwärtsentwicklung der Produktionsfunktion. Krugman zeichnet zwei Kurven, um das Argument zu verdeutlichen: Technologie A und Technologie B sind so dargestellt, dass sie beide die gleiche Leistung an Output bei Vollbeschäftigung erbringen. Das heisst, dass die beiden Kurven zum Anstieg der Arbeitsproduktivität führen, und zwar um dasselbe Ausmass. Aber sie haben nicht die gleiche Wirkung auf die Reallöhne. Technologie A is nur eine proportionale Aufwärtsentwicklung in der urprünglichen Produktionsfunktion, d.h. ein „Hicks-neutraler“ Technologiewandel. Infolgedessen steigt die Steigung der Funktion, wo sie die blaue Linie kreuzt, um dieselbe Proportion: Reallöhne steigen um den gleichen Betrag wie die Produktivität.

Aber die Technologie B ist anders. Die Gewinne sind hier grösser auf einem tieferen Niveau der Beschäftigung. Das heisst, dass das Verhältnis des Kapitals zu Arbeit höher ist, weil die Menge an Kapital für diese Übung als fix gehalten wird. Infolgedessen verläuft die Kurve flacher, wo sie die Vollbeschäftigung kreuzt. Das heisst, dass sie zu niedrigeren Reallöhnen führt als die Technologie A.

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