Donnerstag, 10. Januar 2013

Basel III-Vorschriften: Abschwächung der Liquiditätsquote


Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (Basel Committee on Banking Supervision) hat neulich die Regeln für die Liquiditätsreserven der Banken aufgelockert, sodass die Banken nun vier Jahre mehr Zeit (bis 2019) bekommen, um die notwendige Liquiditätsquote (LCR: Liquidity Coverage Ratio) aufzubauen.

Simon Johnson nimmt in einem lesenswerten Artikel (“Betrayed by Basel”) in NYTimes dazu kritisch Stellung.

Die Grundannahme der modernen Bankenregulierung ist, dass Länder miteinander koordinieren müssen. Und sie sitzen in Basel in der Schweiz zusammen, um über die einschlägigen internationalen Normen zu verhandeln, beschreibt der an der MIT Sloan School of Management lehrende Wirtschaftsprofessor. Die Unterredungen werden hauptsächlich von drei Mächten angetrieben: USA, Grossbritannien und die Euro-Zone, wobei Japan zumeist auf der Seite Europas steht.

Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht hat nun erneut dem Druck der internationalen Banken-Lobby nachgegeben, sodass das Finanzsystem jetzt ein grosser Schritt gefährlicher wird, argumentiert Johnson.

Wie kann aber so was passieren? Die grossen Banken verfügen mit einer globalen Spannweite über ein ungewöhnliches Mass an politischem Einfluss. Insbesondere haben sie die Möglichkeit, die Erholung der Wirtschaft zu gefährden. Ihr Motto lautet: „Wenn Sie uns das, was wir wollen, nicht geben, dann fliesst kein Kredit mehr und die Arbeitsplätze werden vernichtet“.

Und politische Entscheidungsträger lassen sich davon oft beeindrucken. Die Bank-Manager haben im Angesicht des Too-big-to-fail-Phänomens verzerrte Anreize: Da sie gegen unten den Schutz des öffentlichen Sektors geniessen, sind sie bereit, mehr Risiken einzugehen. Kopf: sie gewinnen. Zahl: es ist ein fremdes Problem, legt Johnson dar.

Die Banken-Lobby bemüht sich daher darum, die Fähigkeit aufrechtzuerhalten, sich mit mehr Fremdkapital und weniger Eigenkapital zu refinanzieren. Und die Banken wollen deswegen auch weniger liquide Mittel halten.

Das tiefere Problem ist aber laut Johnson, dass die Euro-Zone im Basler Ausschuss für Bankenaufsicht überpräsentiert ist. Johnson ist vor diesem Hintergrund darüber erfreut, dass Sheila Bair und ihre Kollegen bei der FDIC sich damals weigerten, Basel II vollständig zu übernehmen. 

Die erweiterten Ansätze im Basel II-Regelwerk liessen die Banken selbst festlegen, woraus die eigenen risikogewichteten Vermögenswerte (risk weighted assets) bestehen können, was riskant ist und was als sicher gilt, und zwar mit Hilfe von komplexer Mathematik. Die Banken lagen aber falsch. Und Basel II ist kläglich gescheitert, hält Johnson fest.

Allerdings waren auch einige US-Beamten in die Abhängigkeit der „Ideologie des modernen Banking“ (regulatory capture) geraten, hebt Johnson hervor. Schliesslich kam die Idee im Hinblick auf die „erweiterten Ansätze“ von der Federal Reserve Bank of New York, wie Frau Bair in ihrem aktuellen Buch („Bull by the Horns“) erzählt.

Fazit: Nun werden auch die Basel III genannten Vorschriften abgeschwächt, wiederum weil die Europäer ihre Banken machen lassen, was sie wollen. Die Auflockerung der Liquiditätsquote bedeutet daher ein längst erwarteter Transfer von Steuerzahler zu Bank-Insider, hält Johnson fest.

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