Sonntag, 24. Februar 2013

Printing Money und Helicopter Money


In der aktuellen Debatte über die Geldpolitik fallen zwei Begriffe auf: „printing money“ und „helicopter money“.

Es ist irreführend, die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) als „printing money“ (Geld drucken) zu bezeichnen, weil die Menge an Geld im Besitz der Öffentlichkeit von der Nachfrage bestimmt wird.

Wenn z.B. die Bank of England (BoE) QE-Politik betreibt, kauft sie Staatspapiere an, und schreibt der Bank, die die Papiere verkauft, den entsprechenden Betrag gut. Die Notenbankgeldmenge (base money) steigt in Form von Bankeinlagen bei der BoE an. Aber die Nachfrage nach Geld ändert sich damit nicht. Es gibt also keinen Anlass, Geld zu drucken, wie Stephen Grenville in einem lesenswerten Artikel („Helicopter Money“) in voxeu erklärt.

Eine einzelne Bank mit Überschussreserven bei der BoE mag versuchen, die überschüssigen Einlagen (excess deposits) durch Kreditvergabe oder Ankauf von Vermögenswerten zu verringern. Aber was immer auch eine einzelne Bank macht, bleibt die Notenbankgeldmenge (= Noteumlauf + Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank) unverändert.

Es ist ferner irreführend, davon zu reden, dass die Zentralbank per Helicopter Geld auf die eifrige Öffentlichkeit wirft. Die Regierungen können dies tun, wenn sie z.B. Bargeld oder besser gesagt Schecks ausschreiben und verteilen. Aber das ist Fiskalpolitik, nicht Geldpolitik. Zentralbanken haben keinen Auftrag, das Geld einfach herzugeben. Sie können nur einen Vermögenswert gegen einen anderen tauschen, wie es mit QE geschieht.

Deswegen gibt es Uneinigkeit darüber, wie wirksam es wäre, die Nachfrage anzukurbeln. Es sei denn, es gibt crowding-out (Verdrängung privater Kreditnehmer durch die Kreditaufnahme der öffentlichen Hand) oder Ricardianische Äquivalenz (siehe in diesem Blog hier und hier), was aber sehr unwahrscheinlich ist, wegen der nicht-ausgelasteten Kapazitäten (Produktionslücke) in der Wirtschaft und der Zinsen auf der Null Grenze (zero lower bound).

Wenn die Sorge besteht, dass die gewöhnliche Finanzierung durch Anleiheemissionen die Zinssätze durch die Decke schiessen lassen würde oder die Finanzmärkte die Bond Vigilantes auf den Plan riefen, könnte die Zentralbank das Defizit so finanzieren, dass sie Anleihen auf die eigene Bilanz aufnimmt und den entsprechenden Betrage der Regierung gutschreibt. Das ist eine QE-Massnahme, obwohl die Initiative von der Regierung ausgehen dürfte, wie Grenville darlegt.

Wer trägt aber die Kosten für die Finanzierung des Haushaltsdefizits?

Wenn die Regierung auf ihr Konto bei der Zentralbank Schecks ausschreibt und sie an die Öffentlichkeit verteilt (cash splash), werden die Schecks auf Banken einbezahlt. Auch in der Fantasy-Welt von Helicopter Money landet also das Geld schliesslich bei Banken als Einlage, da die Öffentlichkeit bereits das Geld hat, welches sie halten will.

Das Bankensystem hat nun weitere Einlagen von der Öffentlichkeit auf seiner Passivseite (Verbindlichkeiten) und die Zentralbank hat mehr Einlagen auf der Aktivseite. Das Haushaltsdefizit wird damit so finanziert, dass die Banken gezwungen werden, mehr Base Money (Geldbasis) zu halten.

Mit diesem Ansatz wird also ein Anstieg der öffentlichen Verschuldung nicht vermieden. Wenn die Zentralbank die Einlagen verzinst, dann wird damit sogar keine Finanzierungskosten gespart. Wenn die Zentralbank die Verzinsung der Giroguthaben der Banken einstellt, würden damit die Finanzierungskosten des Defizits gekürzt. Aber es wäre de-facto eine Bankensteuer, argumentiert Grenville.

Es gibt m.a.W. feine Unterschiede zwischen einer Defizit-Finanzierungsmassnahme und der QE-Politik. Die Zentralbanken beschliessen, wann QE-Politik angebracht ist und wie viel, während eine offene monetäre Finanzierung eine gemeinsame Entscheidung mit der Regierung einschliesst. 

Damit wird die Frage der politischen Unabhängigkeit einer Zentralbank angeschnitten. Die Fähigkeit, der Regierung „nein“ zu sagen, das Defizit zu finanzieren, ist eine wichtige Disziplin im Hinblick auf die Staatsausgaben. Es mag unterschiedliche Verständnisse in den Finanzmärkten geben, was die Abwicklung dieser Massnahmen betrifft. Aber es ist klar, dass die QE irgendwann abgewickelt wird, was im Fall von monetärer Finanzierung nicht eindeutig ist.

PS: Zum Thema passend in diesem Blog ein älterer Eintrag: „Druckt die Fed nun Geld oder nicht?

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