Mittwoch, 6. März 2013

Warum gibt es in den USA keine Deflation?


Während die Fed weiterhin für lockere monetären Rahmenbedingungen sorgt, stellt sich die Frage, warum es in den USA keine Deflation gibt, wenn die Produktionskapazitäten unterausgelastet bleiben und die hohe Arbeitslosigkeit anhält?

Einige Kommentatoren reden sogar von einem „new normal“ des schwachen Wirtschaftswachstums. Das Argument lautet: Wenn die Unterauslastung der Produktionskapazitäten den Inflationsdruck dämpft, müsste sich dann eine Deflation andeuten.

Auch Paul Krugman hat am Anfang eine Deflation im japanischen Still erwartet. Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor hat aber dann eingeräumt, dass er damit falsch lag. 

Ein Blick darauf, ob es, was mit Inflation in den USA geschieht, wenn die Konjunktur stark einbricht, und die Auslastung der technischen Kapazitäten unter dem langfristigen Durchschnitt (negative Produktionslücke) sink, mit historischen Daten im Einklang steht, legt nahe, dass die japanische Erfahrung mit Deflation ziemlich einmalig ist, erklärt Krugman in seinem Blog.

Der IWF hat die PLOGs (Protracted Large Output Gaps) untersucht und herausgefunden, dass die allgemeine Inflation in Richtung Null gedruckt wird, aber nicht unter die Null-Marke fällt.

Die historischen Daten in den USA deuten in die gleiche Richtung: Die 1930er Jahren waren am Anfang durch eine scharfe Deflation gekennzeichnet, und dann durch eine beachtliche Inflation, nach dem die Wirtschaft sich erholt hat, auch wenn die Arbeitslosigkeit sehr hoch blieb, legt Krugman dar.

Die Inflation scheint „sticky“. Aber warum?


PLOGs (Protracted Large Output Gaps), Graph: IWF in Still Minding the Gap – Inflation Dynamics during Episodes of Persistent Large Output Gaps.

Ein erster Gedanke ist, dass wir uns die Auswirkungen von nach unten starren Löhnen ansehen sollen: Die Arbeitgeber sind im Hinblick auf tatsächliche Lohnkürzungen zurückhaltend. Akerlof, Dickens und Perry hatten 1996 nahelegt, dass die Inflation deswegen auf niedrigen Niveaus hartnäckig bleiben würde, was gegen die übliche Verbindung von hoher Arbeitslosigkeit und der Desinflation spricht.

Wie kann man aber sagen, dass die Wirtschaft, wenn die sticky Inflation sticky Löhne widerspiegelt, doch nicht ganz so schwach verläuft? Die Antwort ist laut Krugman, dass die starre Löhne eine Art „Spur“ in den Lohn-Daten hinterlassen: Eine grosse Anzahl der Arbeitnehmer, die weder einen Anstieg noch einen Rückgang ihrer Löhne erleben. Und eine wachsende Anzahl solcher Arbeitnehmer in einer angeschlagenen Wirtschaft, wie die Forschungsarbeit der San Francisco Fed in den folgenden zwei Abbildungen zeigt.


Verteilung von beobachteten Nominal-Lohn-Veränderungen, Graph: San Francisco Fed in: Why Has Wage Growth Stayed Strong?, April 2012

Catherine Rampell deutet darauf hin, dass die Einstiegsgehälter bei Elite-Rechstskanzleien in den USA seit Jahren auf 160‘000 US-Dollar eingefroren sind.


Keine Lohn-Veränderung für Arbeitnehmer, die stundenweise oder nicht-stundenweise schaffen, Graph: San Francisco Fed, April 2012

Fazit: Die Quintessenz ist, dass wir viele Hinweise haben, die nahelegen, dass das Nicht-Vorhanden-Sein von Deflation Lohnrigidität (wage rigidity) reflektiert, nicht die Abwesenheit von wirtschaftlicher Flaute.

Keine Kommentare: