Mittwoch, 27. März 2013

Zypern: Ist der Euro eine Falle?


Abgesehen von allen Fragen im Hinblick auf den politischen Realismus vertritt Paul Krugman in seinem Blog die Meinung, dass Zypern den Euro verlassen soll, und zwar jetzt.

Der Grund ist einfach: Im Euro zu bleiben, bedeutet eine unglaublich schwere Depression, welche mehrere Jahre dauern dürfte, während Zypern versuchen müsste, einen neuen Export-Sektor aufzubauen. Den Euro zu verlassen, und dann die neue Landeswährung abwerten zu lassen, würde den Aufbau stark beschleunigen.

Betrachtet man Zyperns Handelsprofil, stellt man schnell fest, wie viel Schaden das Land ertragen muss. Es handelt sich dabei um eine sehr offene Volkswirtschaft mit zwei grossen Export-Sektoren: Banking Dienstleistungen und Tourismus. Und einer davon verschwindet nun in Folge der Krise, was eine schwere Rezession hinterlassen wird. Obendrein verlangt die Troika neue Austeritätsmassnahmen, auch wenn das Land angeblich einen ausgeglichenen Primär-Saldo hat. Infolgedessen wäre es laut Krugman keine Überraschung zu sehen, dass die Wirtschaftsleistung (BIP) des Landes um 20% schrumpft.

Zypern braucht einen Tourismus-Boom sowie einen schnellen Anstieg der Ausfuhren. Der offensichtliche Weg dahin führt über eine grosse Abwertung (devaluation). Dasselbe Ziel liesse sich auch durch die Kürzung der Nominallöhne erreichen. Aber es würde viel länger dauern und einen enormen menschlichen und ökonomischen Schaden anrichten, erklärt Krugman weiter.

Ist es aber möglich, den Euro zu verlassen? Die Barry Eichengreen-Hypothese ist hier irrelevant, betont Krugman. Die Banken sind geschlossen und der Kapitalverkehr wird kontrolliert. Denn selbst ein Hauch von Exit-Überlegungen aus dem Euro würde eine panikartige Kapitalflucht und Bank Runs auslösen. Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor würde daher die Bank Holiday verlängern, um die neue Währung vorzubereiten.

Wie sieht es mit den Banknoten aus? Es ist laut Experten möglich, dass Debit Cards rasch in Umlauf gebracht werden, sodass die Unternehmen das Geschäft fortsetzen können, ohne lange warten zu müssen, bis jemand die Druckpresse anwirft. Die Regierung wäre im Übrigen auch in der Lage, schnell vorübergehende Zwischenscheine, IOUS (Schuldscheine) auszustellen, welche nicht wie die Banknoten aussehen, aber als Übergangsmassnahme den Zweck erfüllen würden.

Das alles hört sich sicherlich irgendwie verzweifelt und improvisiert an. Aber die Verzweiflung ist angebracht, legt Krugman dar. Oder man würde sonst über eine Austerität reden wie Griechenland es erlebt oder noch schlimmer, wo die Grundlagen der ganzen Wirtschaft aufgrund des Einsturzes des Offshore-Banking Systems in einer viel schlimmeren Situation stecken als Griechenland es jemals erlebt hat.

Krugman geht aber davon aus, dass nichts davon passieren werde, zumindest nicht sofort. Die Entscheidungsträger des Inselstaates würden wahrscheinlich davor zurückschrecken, das Land ins Ungewisse zu stürzen, was mit dem Euro-Austritt einhergehen würde, trotz des Schreckens, im Euro zu bleiben.

Fazit: Zypern soll den Euro verlassen. Was machen wir aber mit Staatsschulden, die ja in Euro denominiert sind? Würde ein Euro-Austritt nicht Zahlungsunfähigkeit (default) auslösen?

Krugman bietet darauf zwei Antworten: 

(1) Wie sicher kann man denn sein, dass Zypern nicht Zahlungsunfähigkeit erklärt, auch wenn es im Euro bleiben würde? Das Rettungspaket der Euro-Gruppe wird allem Anschein nach die Schuldenstandquote (debt-to-GDP ratio) auf 140% hochschnellen lassen, so wie Griechenland im Jahr 2010. In Zypern droht ein viel schlimmerer Einbruch (+ Deflation) als in Griechenland. Wie soll es aber funktionieren? 

(2) Wird der nominale Wechselkurs festgehalten und eher eine „interne Abwertung“ ( internal devaluation) zugelassen als Abwertung Abwertung, dürfte es nicht viel helfen, die Verschuldung handbarbar zu machen. So oder so würde die reale Last der Schulden im Laufe der Zeit kräftig zulegen, via Abwertung sogar noch schneller. Das ist aber andererseits der Preis für die Anpassung von Preisen und Kosten auf rasche Art und Weise.

Die Schulden sind also nicht ein guter Grund, im Euro zu bleiben. Wenn aber die Politiker im Euro bleiben wollen, dann bekommen sie aus Brüssel und Berlin bestimmt eine bessere Behandlung, als einen guten Soldat sozusagen. Aber die Kosten wären enorm hoch.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Eine Gegenposition zu Krugman aus Zypern:
http://fortheisland.wordpress.com/2013/03/27/cyprus-why-krugman-got-it-wrong/