Mittwoch, 5. Juni 2013

AS-AD Modell und Nutzen für die Praxis

Das in der Makroökonomie verwendete AS-AD Modell beschreibt das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht in einer geschlossenen Volkswirtschaft. Das Modell besteht aus AS (aggregate supply, d.h. das gesamtwirtschaftliche Angebot) und AD (aggregate demand, d.h. die gesamtwirtschaftliche Nachfrage).

Während das IS-LM Modell sich auf Güter- und Geldmarkt bezieht, schliesst das AS-AD Modell den Arbeitsmarkt ein. Es geht darum, die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen von finanzpolitischen Massnahmen auf die Löhne, das Preisniveau und die Produktion zu analysieren.

Peter Dorman hat neulich im Blog Econospeak in einer Stellungnahme dazu etwas nonchalant angemerkt, dass das AS-AD Modell heute in der ökonomischen Blogosphäre keine Rolle spiele und in den Lehrbüchern nur die Gehirnzellen der Studenten besetze.

Nick Rowe erklärt nun darauf hin, dass er damit nicht einverstanden ist. Der an der Carleton University, Kanada lehrende Wirtschaftsprofessor zeigt in seinem Blog anhand einer eindrücklichen Abbildung ein Modell, das er kürzlich gesehen hat:

Die AD-Kurve ist unter der Annahme gezeichnet, dass die Zentralbank die nominalen Zinsen festhält. Gemäss dem Modell identifiziert sich die folgende Aussage: Wenn die Löhne nach unten starr (sticky) sind, d.h. wir sind auf der SRAS, dann führt ein Rückgang der AD (die Linksverschiebung von der roten auf die rosa AD-Kurve) zu einem Rückgang der Produktion und der Beschäftigung.




AS-AD Modell im Einsatz, Graph: Prof. Nick Rowe

Wenn die Löhne aber vollkommen flexibel sind, d.h. wir sind auf der LRAS, führt derselbe Rückgang der AD zu einem Anstieg der Inflation.

Der Autor des Modells stellt fest, dass dieses Ergebnis „nicht-eingängig“ („counterintutitive“) sei und ergänzt, dass mehr Forschung in der Frage der Lohn-Bestimmung notwendig ist.

Nach Rowes Ansicht liegt das Problem darin, dass man, wenn das Gleichgewicht nicht stabil ist, in der Regel nicht-eingängige komparative statische Ergebnisse bekommt. Mit anderen Worten würde jeder, der mit dem AS-AD Rahmen arbeitet, sofort das Problem sehen und anfangen, die Stabilität des Gleichgewichts unter flexibelen Löhnen in Frage zu stellen.

(Nur für Streber: Rowe erläutert im Übrigen die kurzfristige und langfristige Neigung der AD-Kurve unter den Kommentaren von Peter Dormans Blogeintrag für Hartgestottene)

Fazit: Rowe vertritt die Meinung, dass das AS-AD Modell weiter gelehrt werden soll. Niemand soll ein Ökonomie PhD-Programm verlassen, ohne das AS-AD Modell zu sehen.

Auch Paul Krugman hebt in seinem Blog die Vorteile des AS-AD Modells hervor, wenn auch mit Einschränkungen. Man will damit die Vorstellung betonen, dass Schocks in Sachen Angebot und Nachfrage unterschiedlich sind: 1979-80 und 2008-09 sind verschiedene Arten von Abschwung. Und AS-AD hilft, diese Vorstellung schnell zu erfassen. 

Das Modell spiele in seinem eigenen pädagogischen Denken eine überraschend grosse Rolle, unterstreicht der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Denn „wir wollen die Botschaft von der sich selbst korrigierenden Wirtschaft rüberbringen, dass wir auf lange Sicht alle tot sind. Aber es gibt eine Tendenz zur Vollbeschäftigung via Preis-Flexibilität“. Anders ausgedrückt räumt Krugman ein, dass sogar er als Keynesianer der Neutralität des Geldes auf lange Sicht folgen kann.

2 Kommentare:

Nick Rowe hat gesagt…

Hi. Thanks for the link.

"Wenn die Löhne nach unten starr (sticky) sind, d.h. wir sind auf der SRAS,..."

The model is even crazier than I said it was. Because the model assumes that wages are *upward* sticky (they can fall, but not rise). Because the modeller thinks that if the AD shifts left, wage inflation would increase, unless wages were sticky upwards. So he thinks we need *upward* wage stickiness to keep the economy on the SRAS.

When equilibria are unstable, we enter a crazy world.

Hardy hat gesagt…

"Niemand soll ein Ökonomie PhD-Programm verlassen, ohne das AS-AD Modell zu sehen."

Mal ganz ehrlich: Ich hab ja VWL nur an der Fernuni Hagen studiert, aber dort war jenes Modell fundamentaler Bestandteil des Vordiploms(!). Und drüben ist es nicht mal mehr Bestandteil einer Promotion?? Das ist eigentümlich.