Dienstag, 30. Juli 2013

Phantom Inflation

Inflation ist schlimm. Was aber noch schlimmer ist, wenn die Inflation fehlt. Das hört sich vielleicht wie ein Witz an, ist es aber nicht. Denn es ist der aktuelle Standpunkt der Inflationistas: Phantom Inflation.“Es gibt Inflation. Aber wir sehen sie nicht“. Etwa so lautet das prominente Argument, vertreten durch Peter Schiff, den amerikanischen nervensägenden Wirtschaftskommentator, Autor und Börsenmakler zur Zeit in den USA in politischen Diskussionen.

Wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, führen hohe Haushaltsdefizite nicht zu einem Anstieg der Zinsen. Selbst eine immense Ausweitung der Bilanzsumme der Notenbank durch den Ankauf von Staatsanleihen löst keine Inflation aus, weil die Kapazitäten im Angesicht der schwachen Nachfrage unterausgelastet (output gap) sind. Das ist die eine Seite, die ein Konzept à la Keynes an den Tag legt und seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 mit Vorhersagen recht gehabt hat.

Die andere Seite hingegen hält daran fest, dass wir nicht Japan sind, aber demnächst Weimar Verhältnisse erleben werden: Hohe Zinssätze und hohe Inflation stehen um die Ecke. Es mangelt nicht einmal an Verschwörungstheorien. Das amerikanische Arbeitsministerium (BLS) verfälsche die Inflationsdaten. Man brauche sich nur asset price inflation anzusehen. Es gibt aber so etwas wie Vermögenspreisinflation nicht, wie Noah Smith in seinem Blog elegant darlegt.

Die Position der Inflationistas wird offensichtlich vielmehr durch die Politik und Psychologie angetrieben, als durch die makroökonomische Analyse.

Es gibt sogar erstklassige absurde Argumente, die von Inflationistas vorgetragen werden. Die amerikanische Inflation sei derzeit so niedrig, weil die Fed die Überschussreserven (IOER) der Banken verzinst. Japan hatte in den 1990er Jahren eine massive QE-Politik betrieben, ohne die Überschussreserven der Banken zu verzinsen. Japan leidet seit mehr als zehn Jahren unter Deflation.

Die krassen Gegensätze der beiden Seiten wurden neulich in einer TV-Debatte zwischen Peter Schiff und Scot Sumner vor Augen geführt. 

Geldbasis ist nicht gleich Geldmenge. Aber Schiff besteht darauf, dass die Geldschöpfung immer inflationär ist. Die amerikanischen Bürger spüren seiner Meinung nach die Inflation nicht, weil die Teuerung nach China exportiert werde. Die Tatsache ist, dass China gegenwärtig unter Disinflation leidet. Izabella Kaminska von FTAlphaville fasst den Austausch von Argumenten gut und witzig zusammen.

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