Freitag, 9. August 2013

Wirtschaftliche Erholung und der vorgetäuschte Angstfaktor

Wir leben in einem goldenen Zeitalter der wirtschaftlichen Entzauberung: trügerische Doktrine fallen wie die Fliegen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Phony Fear Factor“) am Freitag in NYTimes.

Nein: monetäre Expansion löst keine Hyperinflation aus. Haushaltsdefizit in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft muss nicht zu einem rasanten Anstieg der Zinsen führen. Kürzung der Staatsausgaben schafft keine Arbeitsplätze. Nein. Wirtschaftswachstum stürzt nicht ein, wenn die Verschuldung 90% des BIP überschreitet.

Und nun gibt der letzte Mythos den Löffel ab: Nein, Unsicherheit im Hinblick auf die Wirtschaftspolitik behindert die Erholung der Wirtschaft nicht.

Das findet eigentlich in zwei Stufen statt. Bevor das Argument bekannt wurde, zeigte der Messwert der Unsicherheit eine fast komisch fehlerhafte Entwicklung: Es lag zum Teil auf Erwähnungen in der Presse in Bezug auf die „Unsicherheit der Wirtschaftspolitik“, wonach der Index automatisch anstieg, als die Redewendung ein Top-Thema der Republikaner wurde. Dann stürzte der Index ein, und zwar auf ein Niveau, welches seit 2008 nicht verzeichnet worden war. Aber die Wirtschaft hat sich nicht erholt. Es stellt sich damit heraus, dass die Unsicherheit kein Problem darstellt.

Die Wahrheit ist, dass wir ganz genau verstehen, warum die Erholung der Wirtschaft so träge erfolgt und das Vertrauen damit nichts zu tun hat. Worauf wir stattdessen achten, ist, dass das, was sich abspielt, nach dem Platzen einer Spekulationsblase i.d.R. nicht ungewöhnlich ist. Die schwache wirtschaftliche Erholung seit 2009 in Amerika steht mehr oder weniger im Einklang mit vielen historischen Beispielen, die man bis zu der Panik im Jahr 1893 zurück beobachten kann. Darüber hinaus wird die Erholung der Wirtschaft durch Ausgabenkürzungen behindert: Kürzungen, die durch eine völlig verbohrte Defizit-Panik gefördert werden.

Und die politische Moral daraus is klar: wir müssen aufhören, darüber zu reden, die Ausgaben zu kürzen und damit anfangen, die Ausgaben zu erhöhen, um Arbeitsplätze zu schaffen. Das einzige, was wir fürchten müssen, ist die Panikmache an sich, unterstreicht Krugman als Fazit.



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