Samstag, 12. Oktober 2013

Japan’s Drei-Pfeiler-Strategie gegen die Deflation

Shinzo Abe wurde im vergangenen November mit grosser Mehrheit zum neuen Premierminister Japans gewählt. Seither versucht er mit Hilfe der japanischen Notenbank (BoJ) mit der “Abenomics” genannten Wirtschaftspolitik die anhaltende Deflation im Land zu bekämpfen.

Die Drei-Pfeiler-Strategie umfasst (1) eine aggressive Ausweitung der Geldmenge durch die Zentralbank, (2) Investitionen der öffentlichen Hand in Infrastruktur und (3) Strukturreformen.

Barry Eichengreen nennt es in einem aktuellen Artikel „Abe’s ausgezeichnetes Abenteuer“ und zitiert dazu Henry Wadsworth Longfellow’s Gedicht „I shot an arrow in the air, it fell to earth, I knew not where“.

Longfellow war ein amerikanischer Dichter des früheren 19. Jahrhunderts. Sein Gedicht hat sich bestimmt nicht auf den japanischen Premierminister bezogen. Aber es hätte sein können. Was Abe nämlich seinen Drei-Pfeiler ökonomischen Regeneration-Plan bezeichnet, ist ein Schuss in die Dunkelheit in einem Land, welches im Allgemeinen keine Risikobereitschaft an den Tag legt, schildert Eichengreen.

Der erste Pfeiler betrifft aggressive Lockerung der Geldpolitik, die dafür umgesetzt wird, den Drachen Deflation zu erlegen.

Der zweite Pfeiler beinhaltet Konjunkturmassnahmen (fiscal stimulus) mit einer einmaligen Dosis mit dem Ziel, dem Wirtschaftswachstum nach mehr als zwei Jahrzehnten Starthilfe zu geben.

Der dritte Pfeiler ist eine Mischung aus Strukturreformen, entwickelt mit dem Zweck, die produktive Effizienz zu steigern, Investitionen anzukurbeln und rasches Wachstum nachhaltig zu erbringen.

Es bleibt abzuwarten, ob Abes Pfeile der Entwicklung folgen werden, die er vorauskalkuliert, unterstreicht Eichengreen.

Mit Bezug auf den ersten Pfeil scheinen die „klappernden Klassen“ gleichmässig gespalten, zwischen denen, die Zweifel daran haben, dass es der BoJ gelingt, die Deflation erfolgreich zu beenden, und denen, die befürchten, dass die Inflation ausgelöst durch die lockere Geldpolitik ausser Kontrolle gerät.

Aufgrund des zweiten Pfeils wundern sich manche, ob die Konjunkturpakete (fiscal stimulus) die Lilie vergolden. Und sie warnen, dass ein zusätzliches deficit financing im ohnehin schwer verschuldeten Staat eine Vertrauenskrise auslösen könnte.

Was den dritten Pfeiler betrifft, gehen die Ansichten weniger stark auseinander: eine umfassende Strukturreform. Die Beobachter sind sich hierbei im Hinblick auf die Ziele einig. Die Frage ist aber, ob das Instrument überhaupt in Gang kommt, fasst der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor zusammen.

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