Samstag, 26. Oktober 2013

Produktionslücke im Euro-Raum und Arbeitslosigkeit

Während die Arbeitslosigkeit im Euro-Raum weiterhin über 12% liegt, bleibt die Produktionslücke (output gap) gross. Negative Produktionslücke deutet auf Nachfrageausfall hin. Die Produktionslücke gibt nämlich die Differenz zwischen dem realen BIP und dem geschätzten Produktionspotenzial an. Das heisst die Abweichung des BIP von der Produktion (output), die bei Vollauslastung aller Kapazitäten möglich wäre.

Wie lässt sich die Produktionslücke schliessen? Nicht mit Austerität. Es steht ausser Zweifel, dass die Bestimmung des Produktionspotenzials für die Geldpolitik sehr wichtig ist.

Die EU-Kommission schätzt das Produktionspotenzial und das strukturelle Defizit (*) anhand das Produktionsfunktionsansatzes. Ein Experten-Ausschuss (Output Gap Working Group) hat nun einen Entwurf für eine neue Methode zur Berechnung der strukturellen Haushaltsdefizite in den EU-Ländern vorgelegt.



Produktionslücke (output gap), Graph: Morgan Stanley, Oct 24, 2013

Nach der neuen Methode dürfte sich herausstellen, dass die Ursache der strukturellen Defizite die schwache Konjunktur ist, nicht die angeblich hohen Staatsausgaben oder niedrige Steuereinnahmen.

Es steht damit fest, dass die Sparmassnahmen der EU von Anfang an zu harsch waren. Die EU-Kommission hat die hohe der natürlichen Arbeitslosigkeit völlig überschätzt und das Produktionspotenzial deutlich unterschätzt. Millionen von Menschen erlitten (und erleiden) Schmerzen, weil die dogmatischen Entscheidungsträger in Brüssel und Berlin die Haushaltsdefizite als gänzlich strukturell bezeichnen, um die Austeritätspolitik zu rechtfertigen, nach der Doktrin des Liquidationism à la Schumpeter oder Hayek.



(*) Das strukturelle Defizit ergibt sich aus der Stärke einer Volkswirtschaft (Produktionspotenzial) minus reguläres Haushaltsdefizit.

1 Kommentar:

Hardy hat gesagt…

"Die EU-Kommission hat die Höhe der natürlichen Arbeitslosigkeit völlig überschätzt und das Produktionspotenzial deutlich unterschätzt."

Ganz ehrlich: Das glaube ich nicht. Ich denke wir unterschätzen beide die Kompetenz der Kommission in solcherlei Fragen (oder auch nur deren Interesse an derlei Grundlagen). Zudem unterschätzen wir wohl auch den Einfluss eigener Ideologie - Schäuble ist einfach völlig davon überzeugt, dass Austerität richtig und gut ist; der theoretische Unterbau interessiert den nicht, den versteht der auch gar nicht.