Donnerstag, 31. Oktober 2013

US-Schatzamt übt scharfe Kritik an Deutschlands hohen Überschüssen

Die Bank of Japan (BoJ) hat heute im Rahmen ihres halbjährlichen Konjunkturausblicks mitgeteilt, dass sie ihre Wachstumsziele für die Wirtschaft überarbeitet und die Ansicht vertritt, auf dem Kurs zu bleiben, die Inflationszielrate von 2% zu erreichen. Demnach dürfte die japanische Wirtschaft im Geschäftsjahr 2014 um 1,5% (bisher: 1.3%) wachsen. Die BIP-Prognose für 2015 bleibt bei 1,5% unverändert.

Während Japan sich dank einer lockeren Geld- und expansiven Fiskalpolitik anschickt, aus der Deflationsfalle zu kommen, scheint nun die Eurozone deflationäre Tendenzen aufzuweisen. 

Warum? Weil (1) die harschen Sparmassnahmen inmitten einer schweren Rezession die Nachfrage weiter belasten und (2) die Anpassung  in der Eurozone völlig einseitig stattfindet.  Die gebeutelten Länder an der EU-Peripherie verzeichnen zwar inzwischen wieder Exportwachstum. Die Binnennachfrage bleibt aber weiterhin schwach. Die Exporte gehen in den Rest der Welt. Innerhalb der Eurozone findet kein Ausgleich der Handelsströme statt. Das heisst, dass Deutschland  noch immer hohe Überschüsse verzeichnet. Wie soll die notleidende Peripherie wachsen, wenn die deutsche Wirtschaft keine Nachfrage für die Exporte aus z.B. Griechenland, Portugal und Spanien schafft?

Das US-Schatzamt übt in einem gestern dem US-Kongress übermittelten Bericht scharfe Kritik an Deutschlands hohen Überschüssen. Berlin lässt weder Lohnwachstum noch Haushaltsdefizit zu, um die Nachfrage zu stimulieren, wie FT aus London berichtet.

Globales Wirtschaftswachstum (real), Graph: US-Treasury in: Report to Congress on "International Economic and Exchange Rate Policies", Oct 30, 2013


Joachim Fels, MorganStanley spricht von „Japanification“  des Euro-Raums in einer gestern vorgelegten Forschungsarbeit. Der Ökonom glaubt jedoch, dass Japanification vermieden werden kann, wenn der Euro-Raum drei Lehren aus Japans Erfahrung aus der Bilanzrezession (balance sheet recession) beherzigen kann: 

(a) Die Geldpolitik soll frühzeitig und aggressiv eingesetzt werden, bevor Deflation sich manifestiert, 

(b) die Regulierungsbehörden sollen sich um die Sanierung der Bankbilanzen kümmern und für die notwendige Rekapitalisierung der Banken sorgen und 

(c) die Regierungen sollen "übermässig restriktive Finanzpolitik" vermeiden, um die Wirtschaft nicht erneut in Rezession geraten zu lassen.

Das spricht Bände. Wenn auch ein Volkswirt der eher angebotsseitig orientierten Schule aggressive Geld- und Fiskalpolitik unterstützt, zeigt sich, wie schwerwiegend das Risiko der „Japanification“ der Eurozone ist.

Die Angebotsökonomie ist eben kein Konzept gegen schwere Rezessionen mit Massenarbeitslosigkeit. Es hat sich im Verlauf der Finanz-Krise erwiesen, dass die Makroökonomie à la Keynes funktioniert.

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