Samstag, 9. November 2013

Inflation fällt an der Peripherie schneller als im Kern

Die Deflation beschleunigt sich in Griechenland. Im Oktober ist der Verbraucherpreisindex (CPI) auf den niedrigsten Wert seit 51 Jahren gefallen. Die Preise für Güter und Dienstleistungen sind im vergangenen Monat auf Jahresbasis um 2% gesunken.

Die jährlichen Preise im Durchschnitt verzeichnen einen Preisrückgang von 0,4% im Vergleich zu der Inflationsrate von 1,8% vor einem Jahr. Griechenland befindet sich das sechste Jahr in Folge in Rezession. Das verfügbare Einkommen ist um mehr als 30% gefallen. Die Löhne sind in den vergangenen zwei Jahren um 12% gesunken. Die Arbeitslosigkeit verharrt auf 27%.

Bemerkenswert ist, dass die Deflationsrisiken an der Peripherie schwerer sind als im Kern der Eurozone. Die Preise fallen nämlich in der Peripherie trotz der Erhöhung von indirekten Steuern und der durch die Behörden kontrollierten Preise schneller als im Kern. Und oben darauf sind die austeritätspolitischen Massnahmen in der Peripherie harscher als im Kern.

Das alles deutet darauf hin, wie schmerzhaft die Anpassung (rebalancing) im Euro-Raum stattfindet. Die historischen Präzedenzfälle legen nahe, wie schlimm die Auswirkungen des Schuldenabbau-Prozesses (deleveraging) und der Austerität (fiscal austerity) in einem deflationären Umfeld sind.



Euro-Raum: Inflation ist in der Peripherie niedriger als im Kern, Graph: Morgan Stanley

Weil wegen der Deflation die reale Last der Verschuldung steigt, wird der Schuldenabbau ätzend.

Die EZB hat sich nun von den fallenden Preisen ermutigen lassen, den Refi-Satz am Donnerstag auf 0,25% zu senken. Die Zinssenkung dürfte jedoch wenig dazu beitragen, deflationäre Risiken zu reduzieren. Der Euro-Raum ist nicht Japan. Aber die Parallelen sind alarmierend.

Die jüngsten Zinssenkung der EZB ist ein Signal dafür, dass die öffentliche Hand Investitionen (z.B. in Infrastruktur und Bildung) tätigen muss. Die null Zinsen der Zentralbank bedeuten nämlich, dass es zu wenige Kreditnehmer in Europa gibt, wie Heiner Flassbeck in einem aktuellen Interview sagt.

Wenn private Haushalte Ausgaben kürzen und Unternehmen (die deutschen Unternehmen sind seit 2002 Netto-Sparer) sparen, und wenn niemand Kredit aufnehmen will, kann sich der Staat nicht mehr zurückhalten. Die öffentliche Hand muss nun versuchen, dafür zu sorgen, dass „Sparen und Investieren“ wieder Wachstumsdynamik entfalten. Wenn jetzt nicht Geld ausgegeben wird, bricht die Wirtschaft zusammen.


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