Sonntag, 23. Februar 2014

Rezessionen und Erholung

Die wirtschaftliche Erholung geht seit 2009 nur schleppend voran. Das hat mit Vertrauen nichts zu tun. Die wirtschaftliche Ursache der Krise war die übermässige private Verschuldung. Und der Privatsektor leidet heute immer noch unter einem enormen Schuldenüberhang.

Während die Ausgabenkürzungen auf der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage lasten und keine Arbeitsplätze schaffen, verhindern die austeritätspolitischen Massnahmen die Erholung der Wirtschaft. Was steckt dahinter? Eine dogmatisch geschürte Panik über Haushaltsdefizite.

Wahr ist, dass Haushaltsdefizite nicht zu einem Anstieg der Zinsen führen, wenn die Wirtschaft in einer Depression steckt. Die Ausweitung der Notenbankgeldmenge hat auch keine Hyperinflation ausgelöst.

Vor diesem Hintergrund ist es schockierend, zu erfahren, dass eine Mehrzahl der Fed-Mitarbeiter im Nachspiel der Finanzkrise 2008 mit Fokus auf die Inflation eifrig Zinserhöhung gefordert hat,  wie aus den am Freitag  veröffentlichten Protokollen der Fed-Sitzungen hervorgeht.

Was dabei unberücksichtigt bleibt, ist die empirische Evidenz, dass die Rezessionen, die nach der „Great Moderation“ stattfanden, sich von Rezessionen aus den 1970er und 1980er Jahren deutlich unterscheiden. Die Rezessionen wurden damals zumeist durch hohe Zinsen, die von der Fed angeordnet waren, um Inflation unter Kontrolle zu halten, verursacht.

Die Rezessionen seit der „Great Moderation“ (Paul Krugman nennt sie postmodern recessions) wurden jedoch nicht von der Fed wohlerwogen in die Wege geleitet. Sie sind durch credit-bubbles oder andere Auslöser geschehen.

Nun werden Forderungen nach Strukturreformen laut, wie wenn es sich um eine universale Antwort auf alle wirtschaftliche Probleme handeln würde. Die OECD sagt, dass ehrgeizige Strukturreformen den Weg zu einem starken und nachhaltige Wachtum bereiten können.

Zum Hintergrund: Die OECD hat 2010 die Austerität mit Begeisterung unterstützt und deutlich höhere Zinsen gefordert. Zu Recht hält Krugman die OECD für „einen der Bösewichte der Krise“. Obwohl die harschen Sparmassnahmen und die unangemessene Geldpolitik Europa an den Rand einer Depression wie in den 1930er Jahren brachten, hat sich die OECD immer lautstark gegen eine Kursänderung gestellt.

Nun, wo der disinflationäre Trend aufgrund der restriktiven Fiskalpolitik und der unzureichenden Geldpolitik auf eine reale Deflationsgefahr hindeutet, warnt die OECD davor, dass die Situation in Europa nicht gut aussehe. Die Antwort sei Strukturreform.

Das mag sich wie eine ernst gemeinte Warnung anhören. Aber es ist intellektuell faul und feige, trifft Krugman den Nagel auf den Kopf.

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