Montag, 3. März 2014

Besessenheit von Inflation

Paul Krugman befasst sich in seiner lesenswerten Kolumne („The Inflation Obsession“) am Montag in NYTimes mit den Abschriften der geldpolitischen Sitzungen der US-Notenbank während des schicksalhaften Jahres 2008.

Der noch an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor betrachtet die neulich veröffentlichten Sitzungsprotokolle der Finanzkrise als „entmutigende Lektüre“: Die Wirtschaft war am Abstürzen. Doch ganz viele Menschen bei der Fed wollten über die Inflation reden.

Historiker der Great Depression haben über die Torheit der politischen Diskussion zum damaligen Zeitpunkt gestaunt. Die Bank of England (BoE) z.B. stand einer verheerenden deflationären Spirale gegenüber. Doch war sie von einer eingebildeten Inflation besessen. 

Aber es hat sich herausgestellt, dass moderne geldpolitische Funktionäre auch in der Finanzkrise 2008 von der falschen Sache besessen sind wie ihre Vorgänger vor drei Generationen, legt Krugman dar.

Und es ging nicht nur um eine schlechte Entscheidung im Jahr 2008, an der Besessenheit von Inflation festzuhalten, auch wenn die Ereignisse die vermeintliche Rechtfertigung widerlegten. Die Entwicklung belegt darüber hinaus, dass auch eine schlechte Analyse im Gange war. Das Ganze war im Grunde genommen politisch.

Das ist ziemlich offensichtlich. Das Gesamtbild ist, dass die meisten Konservativen von der Inflation besessen sind. Und Fast alle, die von der Inflation besessen sind, sind konservativ. Warum? Zum Teil reflektiert es den Glauben, dass der Staat nie versuchen soll, Schmerzen in der Wirtschaft zu mindern, weil die Privatwirtschaft alles am besten kann.



Kurzfristige Schwankungen der Inflationsrate, gezeigt (als Beispiel) am Verlauf der Benzinpreise in den USA, Graph: Prof. Paul Krugman

Die Kehrseite der staatsfeindlichen Haltung ist, dass die Überzeugung, dass jeder Versuch, die Wirtschaft anzukurbeln, sei es via Geld- oder Fiskalpolitik zu katastrophalen Ergebnissen führen muss: Simbabwe, wir kommen! Und diese Überzeugung ist laut Krugman heute so stark, dass es Jahr für Jahr anhält, egal wie falsch sie ist.

Schliesslich hängt damit eine Vorliebe für eine harte Handlung mit Strafen zusammen,  unabhängig davon, welche wirtschaftliche Bedingungen vorherrschen. William Keegan hat es einst als „sado-monetarism“ bezeichnet. Es ist heute sehr lebendig.

Kommt es darauf an? Es ist wahr, dass die Fed nicht von Sado-Monetaristen umgeben war. 2011 ist sie nicht in Panik geraten, als die Benzinpreise kurz die allgemeine Inflation anheizten und die Republikaner begannen, von einer Entwertung des US-Dollar („debasement of the dollar“) zu reden.

Krugman argumentiert, dass das Geschrei um die Inflation die Fed eingeschüchtert hat. Sonst hätte die Fed viel mehr unternommen hätte, um die Krise zu bekämpfen. Und es ist immer noch Teil eines allgemeinen Klimas des politischen Widerstands, etwas gegen die anhaltende Arbeitslosigkeit (job crisis) zu tun.

Wir waren erstaunt, wie verschroben die Politik während der Great Depression handelte. Die Chance war da, um daraus Lehren zu ziehen. Doch die Politik wiederholt heute die selben Fehler.


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