Montag, 7. April 2014

Staatsschulden sind keine Belastung zukünftiger Generationen

Larry Summers schreibt in einem lesenswerten Artikel („What the world must do to kick-start growth”) in FT von heute, dass der IWF im aktuellen WEO-Bericht im Wesentlichen die These von „säkularer Stagnation“ (secular stagnation) unterstützt. Die Inflation ist zu niedrig. Die gesamtwirtschafltiche Nachfrage ist so schwach, dass die Vollbeschäftigung ohne Realzinsen nicht wiederhergestellt werden kann.

Der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor fordert eine globale Wachstumsstrategie, um der langanhaltenden Stagnation der Wirtschaft entgegenzuwirken, anstatt sich mit Beschönigung von easy money-Politik, die ja als einzige Massnahme auf der Tagesordnung steht, durchzuwursteln.

Beachtenswert ist v.a. die Bemerkung des ehemaligen US-Finanzministers, dass erhöhte Ausgaben für die Infrastruktur die Last der zukünftigen Generationen reduzieren würde, und zwar nicht nur durch die Ankurbelung des Wachstums, sondern auch durch die Kapazitätserweiterung der Volkswirtschaft und die Verringerung der latenten Unterhaltspflichten.

Damit weist Summers eine der Behauptungen, die im Verlauf der Euro-Krise öfters aufgestellt wird, dass die Staatsschulden eine Belastung zukünftiger Generationen sind, als Trugschluss zurück. Die Behauptung lautet, dass die nächste Generation gezwungen werde, mehr einzunehmen, als sie für den Schuldendienst braucht, wenn die derzeitige Generation mehr ausgibt als sie einnimmt.

Dabei steht hinter jedem geliehenen Euro eine Forderung gegen den Staat. Und genau diese Schuldtitel befinden sich in den Händen eines privaten Haushaltes oder eines Unternehmens unter den angeblich belasteten Zukünftigen Generationen.

Der Vorgang nennt sich ökonomisch Kapitalstock: Künftigen Generationen wird eine Infrastruktur (oder andere reale Vermögensgegenstände) hinterlassen. Schlimm wäre, wenn die Menschen ihr Verhalten nach der falschen These ausrichten und das Geld, das sie vom Staat bekommen, auf die hohe Kante legen würden, anstatt für den Verbrauch auszugeben. Dann hätten die zusätzlichen Ausgaben der öffentlichen Hand keine spürbaren Auswirkungen auf die wirtschaftliche Aktivität. Der Trugschluss würde sich folglich in eine sich selbst erfüllende Prophezeiung verwandeln.

Es ist also falsch, zu behaupten, dass es uns allen besser ginge, wenn wir in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft mehr sparen würden. Auch die Aussage, dass der Staat desto mehr für die Kreditaufnahme zahlt, je mehr die öffentliche Hand Kredit aufnimmt, ist auch unter den heute gegebenen Umständen falsch.




3 Kommentare:

wiwuewi hat gesagt…

widerspruch: S = I

Acemaxx-Analytics hat gesagt…

Die Idee: Wenn die Forderungen an den Staat im selben Ausmass steigen wie seine Schulden, kann die Kreditaufnahme der öffentlichen Hand keine Belastung für zukünftige Generationen darstellen.

wiwuewi hat gesagt…

Problem: die Forderungen gegen das Target II System sind leere Forderungen die niemals beglichen werden von den südeuropäischen Staaten..
und: in Deutschland werden die nahezu 0% (Staats-)Finanzierungskosten nicht zum Investieren also Kapitalstockbildung genutzt sondern durch Geschenke an die alten Generationen verschenkt-.-