Samstag, 21. Juni 2014

Austeritätspolitik und Hysterese-Effekt

Larry Ball befasst sich in einer Studie („Long-term damage from the Great Recession in OECD countries“) mit dem Hysterese-Effekt der Finanzkrise.

Der an der Johns Hopkins University, Baltimore lehrende Wirtschaftsprofessor untersucht m.a.W. die langfristigen Schäden der globalen Rezession von 2008-2009 auf die Produktionskapazität (potential output) in 23 ausgewählten OECD-Ländern.

Seine Berechnungen beruhen auf dem Vergleich der Schätzung des Trendwachstums (durch die OECD und den IMF) und dem Wachstumsfad der Produktion nach 2007.

Die Verluste des Potenzialwachstums zeigen Werte von wie nichts für die Schweiz und Österreich und mehr als 30% für Griechenland, Ungarn und Irland. Der Verlust der Produktionskapazität im Jahr 2015 liegt im Durchschnitt um 8,2% niedriger als in der Vorkrisenzeit.

Viele Länder erleiden nun einen starken Hysterese-Effekt, unterstreicht Ball: Die Abweichungen der gegenwärtigen Produktionskapazität von der vor der Krise haben die Produktionskapazität fast eins-zu-eins reduziert. 

In den von der Krise am stärksten betroffenen Volkswirtschaften ist die Wachstumsrate möglicherweise völlig niedergeschlagen, was darauf hindeutet, dass der Verlust der Produktionskapazität im Laufe der Zeit zunimmt.




Verluste der Produktionskapazität im Jahr 2015, Graph: Prof. Laurence M. Ball, in: „Long-term damage from the Great Recession in OECD countries“, NBER Working Paper 20185




Werte zum Kapazitätsverlust in ausgewählten Ländern, Graph: Prof. Laurence M. Ball, in: „Long-term damage from the Great Recession in OECD countries“, NBER Working Paper 20185

Die wirtschaftliche Flaute lässt sich schwer ermitteln, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog dazu.

Es kann sein, dass die Daten über die Produktionslücke (output gap) einfach falsch sind. Und es ist sogar möglich, dass die Produktionskapazität per Zufall zur gleichen Zeit mit der Finanzkrise sich verlangsamte. Wenn man aber die Zahlen ernst nimmt, stellt man fest, dass sie auf Hysterese-Effekte hindeuten, so Krugman.



Austeritätspolitik und Hysterese-Effekt, Graph: Prof. Paul Krugman

Der am Graduierten-Zentrum der City University of New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor untersucht die Korrelation zwischen der Austeritätspolitik und dem Rückgang der Produktionskapazität und kommt zum Schluss, dass Austeritätspolitik in Höhe von 1% des BIP das Trendwachstum (potential output) um rund 1% verringert.


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