Sonntag, 31. August 2014

Irrungen und Wirrungen über die Euro-Krise und Ursachen

Simon Wren-Lewis hat vergangene Woche zwei ausgezeichnete Blog-Beiträge (hier und hier) zum Thema Euro-Krise geliefert. Beide sind unbedingt lesenswert.

Der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor erläutert, wie die EU-Behörden die Lehren aus der Great Depression ignorieren und wider besseren Wissen an der fatalen Austeritätspolitik festhalten. Es gelingt Wren-Lewis, das Problem in der Euro-Zone und die Ursachen kurz und prägnant ohne Fachjargon allgemein verständlich darzulegen.

Auch Paul Krugman stimmt Wren-Lewis völlig zu und ergänzt, warum es eine Lösung unmöglich ist, solange Deutschland nicht eine höhere Inflation zulässt.

In Deutschland gibt es eine starke Tendenz, zu moralisieren, mit Appellen an die jüngste Wirtschaftsgeschichte des Landes, argumentiert der derzeit am Graduierten Zentrum der City Universtiy of New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor. Berlin sagt: Unsere Wirtschaft steckte in den späten 1990er Jahren auch in einer Flaute. Wir haben uns selbst daraus gezogen. Warum kann Südeuropa sich selbst nicht helfen?

Ein wichtiger Teil der Antwort ist aber, dass Südeuropa heute einem deutlich ungünstigeren Umfeld gegenübersteht als Deutschland damals, so der im der CUNY angegliederten Luxembourg Income Study Center forschende Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften.

Und Deutschland weiss genau, warum.



Kerninflation (core inflation) im Euro-Raum, Graph: Prof. Paul Krugman

Ein Blick auf die Kerninflation im Euro-Raum zeigt, dass die Inflation damals, als Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit (durch Lohn-Dumping) steigerte, sich auf rund 2% belief und in Südeuropa deutlich höher lag.

Deutschland konnte seine Wettbewerbsfähigkeit einfach durch niedrigere Inflation verbessern, ohne deflationieren zu müssen.

Heute beträgt aber die Inflation in Deutschland nur 1 Prozent. Im Euro-Raum ist sie sogar tiefer. Und die einzige Möglichkeit für Südeuropa ist, um an Boden zu gewinnen, null Inflation oder sogar negative Inflation.

Dadurch wird das Problem der Anpassung im Euro-Raum unglaublich erschwert, weil (1) die Löhne nach unten starrr sind und (2) die Deflation die  Verschuldungsproblematik verschlimmert. Die reale Last der Schulden steigt, wenn die Inflation immer geringer wird und sogar unter die Marke von null fällt (debt deflation).

Und oben drauf herrscht im Euro-Raum Austeritätspolitik, während die Wirtschaft schwer angeschlagen ist und eine angemessene Geldpolitik fehlt. Deutschland hingegen fordert von Spanien und anderen Ländern, eine Aufgabe zu bewältigen, die schwerer ist, als die Aufgabe, die Deutschland damals hat anpacken müssen.

Das Schlimmste daran ist, dass es keine Anzeichen dafür gibt, dass Berlin es einsieht oder bereit ist, diese Realität zu verstehen. Und der Euro scheitert, hat es mit dieser Weigerung zu tun, über die grundlegende Ursache nachzudenken.


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